Brandenburger Köpfe – wir trafen einen:

Natalia Wörner Schauspielerin

Es ringt Natalia Wörner immer wieder selbst zu ganz später Stunde ein Lächeln ab, wenn ihr der Taxifahrer mitten in Berlin ein „guts Nächtle“ wünscht. Ihre schwäbischen Wurzeln samt makelloser Mundart sind spätestens seit dem Film „Die Kirche bleibt im Dorf“ (Kinostart 2012, Teil 2 kam im Sommer dieses Jahres in die Kinos) landbekannt. Fast zur gleichen Zeit erschien mit ihrem viel beachteten Buch „Heimat-Lust“ eine Liebeserklärung ans Ländle. Wer hier Kuckucksuhren-Romantik und Schwarzwald-Verträumtheit erwartet, wird freilich enttäuscht. Der Leser begegnet einer klugen und politisch wachen Autorin, die in einem Haushalt voller starker Frauen aufwuchs und in ihrem ersten Buch ihre Kindheitserinnerungen mit dem Lauf der Geschichte und aktuellen Themen zu einem gut lesbaren Erzählstrang verbindet.

„Es war Zeit zu gehen, denn Heimat fühlte sich eng an“, sagt Natalia Wörner rückblickend. Mit 18 Jahren verließ sie das Schwabenland. Sie ging nach Paris, Mailand, New York und Berlin, machte Karriere zuerst als Model, dann als Schauspielerin. Am legendären Lee Strasberg Institute in New York absolvierte sie ihre Schauspielausbildung. Heute ist sie eine renommierte, international gefragte Schauspielerin (u. a. „Die Säulen der Erde“, ZDF-Krimireihe „Unter anderen Umständen“, ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis als beste Schauspielerin für „Bella Block – Blinde Liebe“). Als eine der Zäsuren in ihrem Leben beschreibt Natalia Wörner die Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004, die sie und ihr Ex-Mann Robert Seeliger im thailändischen Khao Lak nur knapp überlebten. Danach nutzte die Schauspielerin ihre Popularität für den von ihr gegründeten Verein Tsunami-Direkthilfe: Geld für Fischerboote, eine Schule, Bootsreparaturwerkstätten. Ihr Engagement ist geblieben. Seit 2006 ist sie Botschafterin für die Kindernothilfe und setzte sich intensiv dafür ein, dass in Kenia ein Schutzhaus für missbrauchte Kinder eröffnet werden konnte.

Heimat ist für die auffallende Schönheit mit der braunen Lockenmähne und den grünen Augen mehr als geographische Herkunft, es ist für sie stets auch das sichere Gefühl „bei sich angekommen zu sein“. Dies verbindet sie seit mehreren Jahren mit ihrem Bauernhof in Brandenburg: Rückzugs-Ort für sie und die Menschen, die ihr am nächsten sind. Ihr „Digital-Detox“, wie sie sagt. Statt Großstadt-Trubel die Weite der Landschaft, Äpfel und Gemüse im Garten, viel Platz für Sohn Jacob-Lee. Bewusst verzichtet Natalia Wörner darauf zu erzählen, wo „ihr Stück Brandenburg“ ist – irgendwo da, wo sich Fuchs und Hase nun „guts Nächtle“ wünschen.

von Johanna Vogtländer

www.natalia-woerner.de