Brandenburg mit Leib und Seele

Genuss pur: Brandenburg deckt die Tische reich und gut - Foto: TMB-Fotoarchiv/Yorck Maecke

Wie schmeckt Heimat? Was macht die Identität einer Region aus? Inspiriert das kulinarische Bild Brandenburgs zu Reisen ins Land? Woher kommen die Farben für dieses Bild? Fragen, die Tourismus und Ernährungswirtschaft gleichermaßen berühren. Deshalb hat dieses Interview auch zwei Gesprächspartner: Dr. Detmar Leitow, Clustermanager Ernährungswirtschaft Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, und Dr. Andreas Zimmer, Leiter des Clustermanagements Tourismus der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB).

Die Spreewaldgurke hat einen deutschlandweiten Bekanntheitsgrad wie Frankfurter Würstchen, Schwarzwälder Schinken oder Kieler Sprotten. Welche kulinarischen Originale hat Brandenburg außerdem?

Dr. Detmar Leitow: Die Spreewaldgurke ist eine kulinarische Botschafterin Brandenburgs. Eine ähnliche Position haben der Beelitzer Spargel oder die Eberswalder Würstchen. Brandenburg steht für die Vielfalt von Spezialitäten. Viele haben eine lange Tradition, andere entwickelten sich erst in den letzten 20 Jahren wie Uckerkaas, Hemme Milch oder das Linumer Wiesenkalb. Alle eint, dass sie über die Wahrnehmung von Herkunft zur Marke wurden.

Dr. Andreas Zimmer (l.), Leiter des Clustermanagements Tourismus der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB), und Dr. Detmar Leitow, Clustermanager Ernährungswirtschaft Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH – Foto: Brigitte Menge

Stichwort Herkunfts-Marketing.

Dr. Detmar Leitow: Genau darum geht es: Das Produkt erzeugt eine positive Assoziation zu einer Region und schon entsteht ein sympathisches Bild. Das ist ganz einfach: Wenn Kunden vor dem Supermarktregal stehen, gibt es bei fast allen Produkten Alternativen. Bei vielen entsteht dann ein gutes Gefühl, wenn sie sich für das regionale Erzeugnis entscheiden. Untersuchungen belegen, dass rund drei Viertel der Kunden lieber zu einem regionalen als zu einem No-Name-Erzeugnis greifen.

Dr. Andreas Zimmer: Für immer mehr Kunden und Gäste verkörpert die Regionalität von Produkten Vertrauen, Authentizität und Heimat.

Über welche Größenordnungen sprechen wir da eigentlich?

Dr. Detmar Leitow: Knapp 50 % der Fläche Brandenburgs wird landwirtschaftlich genutzt. In Berlin und Brandenburg leben rund sechs Millionen Menschen – das ist ein großer Markt. Das sind mehr Verbraucher, als Norwegen Einwohner hat, und entspricht der Bevölkerung von Dänemark.

Und schon entstehen Bilder im Kopf von den Landschaften dieser beiden Länder. Spezialitäten, Küche, Essen gehören zum Urlaub wie Sonnencreme und Reiseführer.

Dr. Andreas Zimmer: Unbedingt. Immer mehr Hoteliers und Gastronomen setzen bewusst auf Regionalität und kommunizieren das gegenüber dem Gast. Das ist inzwischen eine erfreulich lange Liste mit Wachstumspotenzial. Es sind Hotels und Restaurants, die wirtschaftlich erfolgreich arbeiten, gera- Brandenburg mit Leib und Seele Wie schmeckt Heimat? Was macht die Identität einer Region aus? Inspiriert das kulinarische Bild Brandenburgs zu Reisen ins Land? Woher kommen die Farben für dieses Bild? Fragen, die Tourismus und Ernährungswirtschaft gleichermaßen berühren. Deshalb hat dieses Interview auch zwei Gesprächspartner: Dr. Detmar Leitow, Clustermanager Ernährungswirtschaft Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH, und Dr. Andreas Zimmer, Leiter des Clustermanagements Tourismus der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB). de weil sie die Symbiose von Urlaub, Essen und Erlebnis umsetzen und damit zu Markenbotschaftern ihrer Region werden. Zugleich stehen diese Unternehmen für einen qualitativ hochwertigen Tourismus, der sich bewusst nicht über Billig-Angebote definiert.

Wer sind in diesem Prozess die Partner und Verbündeten?

Dr. Detmar Leitow: Das ist ein großes Netzwerk von Partnern, die das Alleinstellungsmarkmal Regionalität entwickeln und Interesse an diesem Thema haben: Produzenten, die verarbeitenden Betriebe, die Vermarkter, die Gastgeber-Branche, aber natürlich auch die Politik und wir als Wirtschaftsförderer. Dabei ist allen Partnern bewusst, dass der Preis nicht unser Hauptargument sein kann. Es geht immer um Qualität.

Dr. Andreas Zimmer: Das bedeutet Qualitätsmerkmale zu definieren. Hier können wir als TMB koordinieren, unterstützen, lenken, aber die Leistungserbringung erfolgt vor Ort im Hotel, im Restaurant, durch den touristischen Dienstleister. Die Praxis zeigt, dass Top-Leistungen den wirtschaftlichen Erfolg langfristig sichern.

Wie zeigt sich diese Qualität? Woran macht sie der Kunde fest?

Dr. Andreas Zimmer: Es geht um Service- und Produktqualität in allen Etappen des Reisens von der Inspiration über die Ankunft, den Aufenthalt, die Aktivitäten … das ist ein Gesamtpaket mit sehr vielen verschiedenen Faktoren, die nicht einmal die Qualitätszertifizierungen alle abbilden können, gerade auch, weil es so verschiedene Angebote gibt, die eben nicht auf einst definierte Normen und Standards passen.

Dr. Detmar Leitow: Herkunft ist für mich ein Qualitätsmerkmal und zugleich eine Art Vertrauensgeber. Es gibt zum einen Kaufentscheidungen, weil der Kunde eine persönliche positive Bindung zur Region hat, hier aufwuchs oder eine gute Zeit verbrachte. Zum anderen ist es die unmittelbare Assoziation zwischen Herkunft und Qualität. Ein Bilderbuch-Beispiel dafür ist der Beelitzer Spargel. Oder Obst und Gemüse aus Brandenburg mit kurzen Transportwegen für Berliner Kunden.

Zugleich verschafft das einem selbst ein gutes Gefühl beim Einkaufen.

Dr. Detmar Leitow: Ja, und das gleich mehrfach: Erzeugnisse mit guten Eigenschaften, kurze Transportwege und letztendlich auch die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region.

Wird das dann auch zum Reisegrund, um nach Brandenburg zu fahren?

Dr. Andreas Zimmer: Unbedingt. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass neun von zehn Berlinern nach Brandenburg fahren. Natürlich in unterschiedlicher Intensität, aber diese 90 Prozent haben eine Verbindung zum Land. Wir wissen auch, dass von unseren 90 Millionen Tagestouristen jährlich die Hälfte aus Berlin kommt. Viele von ihnen verbinden die verschiedensten Freizeitaktivitäten natürlich mit Genusserlebnissen. Hierbei sehen wir, dass die „Eventisierung“ von Essen immer gefragter ist – das Erleben von Geschmack. Viele Gäste machen sich Gedanken darüber, was sie wo wie essen und wo es herkommt und verarbeitet wird. Da spielen auch die gesellschaftlichen Trends um Nachhaltigkeit und gesunde Lebensweise eine Rolle. Leute, die sich darum viele Gedanken machen, wissen, dass unsere Lebensmittel eine Geschichte und einen Wert haben. Mich persönlich macht es glücklich, dass innovative Ernährungskonzepte eben nicht mehr nur in Berlin gedeihen, sondern auch hierzulande. Ich denke an die Spreewood Distillers, die Apfel- und Birnenweine vom Gutshof Kraatz oder das Havelländische Apfelschwein.

Dr. Detmar Leitow: Wir haben diese traditionellen Produkte, die man sofort in Brandenburg verortet, und viele, die von Enthusiasten in den letzten 20 Jahren kreiert und etabliert wurden.

Zum Schluss: Wie ist die Prognose für das Genussland Brandenburg?

Dr. Andreas Zimmer: Positiv. Wir brauchen Unternehmer, die Brandenburg mit Leib und Seele leben. Viele haben den Qualitätsweg gewählt und da auch investiert oder planen entsprechende Veränderungen – das werden die Kunden und Gäste annehmen.

www.tourismuscluster-brandenburg.de