Auf geht‘s, Cottbus!

Foto: Lausitzer Rundschau

Oliver Haustein-Teßmer,
Chefredakteur Lausitzer Rundschau

Wissen Sie, was am 15. März 2008 los war? Viele Fans des FC Energie Cottbus kennen dieses Datum, das mit dem Stolz der Lausitz zu tun hat."

Im Moment ist das so eine Sache mit dem Stolz. Der Lack ist ab. Energie Cottbus muss Ende Juli wieder in der Fußball- Regionalliga Nordost antreten. Gegen Fürstenwalde statt gegen 1860 München oder die Zweite vom FC Bayern. Die Chance, eines Tages wieder bei den Profis mitzuspielen, ist vorhanden. Aber es wird nicht einfach. Profifußball ist eine Frage des Geldes. Immerhin geben viele Sponsoren einen Teil ihres Werbebudgets dafür aus, dass der FCE weitermachen kann – mit einer leistungsfähigen Mannschaft und einem hauptamtlichen Trainer.

Es gab Zeiten, da war Energie Werksklub der Braunkohle. Im Hintergrund die Bagger in den Tagebauen, die ratternden Förderbrücken und dampfenden Kühltürme der Kraftwerke in Jänschwalde und Schwarze Pumpe. Inzwischen sind Kraftwerksblöcke abgeschaltet. Neben dem schrittweisen Ausstieg aus der Atomkraft verabschiedet sich Deutschland von der Braunkohle-Verstromung. Kraftwerker und Bergleute sind nicht mehr erste Liga, sondern überwiegend Alte Herren.

Global betrachtet, macht es Sinn, auf Wind, Sonne und Wasserkraft zu setzen. Bundesweit hat Kohle nicht mehr die Bedeutung wie noch vor zehn oder 20 Jahren. Weder bei der Wertschöpfung noch bei der Zahl der Arbeitsplätze. Ausnahme: die Region im Südosten Brandenburgs. Allerdings geht der Kohleausstieg mit staatlich gefördertem Wandel einher. So sollen neue Unternehmen und Institute in der Lausitz angesiedelt werden, die Region soll durch Straßen, Bahnverbindungen und digitale Breitbandnetze besser erschlossen werden.

Das ist Voraussetzung dafür, dass Menschen in der Region bleiben – und dass es Zuzug nach Cottbus, Senftenberg oder Finsterwalde gibt. Beispiel medizinische Fakultät an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU): Das Vorhaben kostet Milliarden aus Steuergeld, kann aber Tausenden eine Perspektive bieten und die Versorgung mit Ärzten auf dem Land verbessern.

Der Strukturwandel selbst wird Jahrzehnte dauern. Bis dahin gibt es viele kleine Schritte – und es wird neben erfolgreichen Veränderungen auch Misserfolge geben, mit denen die Lausitzer leben müssen. Apropos: Wissen Sie, was am Wochenende vom 9. bis 12. August 2019 los sein wird? Energie Cottbus trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den FC Bayern München.

Es ist das Sportereignis im August. Regionalligist gegen deutschen Meister. Außenseiter gegen Top-Favoriten. Aus einem Sieg würde eine Legende. Aus einem kampfstarken Spiel mindestens der Stoff, um erhobenen Haupts nach vorn zu blicken. So wie es für die gesamte Region wichtig wird.

An jenem 15. März 2008 hat Energie den FC Bayern übrigens 2:0 im Stadion der Freundschaft besiegt, das war 1. Bundesliga. Für das August-Match lässt mich das hoffen. Auf eine kleine Sensation mit positiven Folgen für Brandenburg. Auf geht‘s, Cottbus!