Rasen mähen oder geht noch was?

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Gartenkolumne – Die warmen Tage befeuern das Wachstum, alles sprießt, insbesondere das Gras. Darum also hier ein paar Hinweise und Tipps fürs Grün.

Gleich vorweg, ich habe keinen gepflegten englischen Rasen, eher, sagen wir mal, eine gemähte Wiese. Das mag daran liegen, dass mir Wildblumen so gut gefallen, Wildbienen Futter brauchen und der defekte Vorderradantrieb meines Benzinmähers mir alles abverlangt. Das alte Schätzchen verrichtete viele, viele Jahre sehr gute Dienste, doch nun will er nicht mehr mitziehen und lässt mich allein schieben. Reparatur – sicher, aber der Preis übersteigt den Wert, und Gatterich hat einem Auslandsjob, also mäht er dieses Jahr nicht, bewundert aber neuerdings meine wiedererstrafften Arme und Beine. Na wenigstens etwas! "

Also, hier meine erprobten Tipps fürs Grün und straffe Gewebe:

  1. Nicht zu oft mähen, meist reicht einmal die Woche (zum Glück, sonst mache ich Arni Konkurrenz).
  2. Nicht zu kurz mähen. 3–4 cm stehen einem Rasen gut. Insbesondere bei trockenem Wetter mit viel Sonnenschein überlebt er mit zusätzlichen 1–2 cm Länge deutlich besser.
  3. Nicht zu lang wachsen lassen, ab ca. 8–10 cm Graslänge sollte gekürzt werden, denn das regelmäßige, maßvolle Mähen fördert die Wuchskraft und Struktur des Rasens.
  4. Nicht vergessen, mit scharfem Messer arbeiten. Wenn die Halme ausgefranst aussehen, ist es allerhöchste Zeit zu schleifen.
  5. Feinstes Schnittgut kann als Mulch liegen bleiben, denn es verbessert die Bodenstruktur. Der Mäher benötigt dazu eine Mulch-Funktion. Normaler Grasschnitt ist zu lang und erstickt das Gras, aber als Abdeckung in Beeten und unter Sträuchern ist er prima, hält Wasser im Boden, unterstützt Bodenorganismen und kann im Folgejahr in den Boden eingearbeitet werden. Natürlich lieben Schnecken und Insekten diese geschützten Bereiche, aber kein Paradies ohne „Macken“.
  6. Nicht bei feuchtem Wetter mähen, verklebt alles, macht keine Freude.

Nun zu den Rasenmähern. Es gibt unzählige Modelle und Typen, für alle ist was dabei.

Kurz gesagt, für kleine Flächen so bis ca. 200/300 qm reicht ein Elektromäher völlig aus, ob nun Akku oder Kabel. Beim Akkumäher gönnt man sich gleich einen zweiten Akku, sonst sind längere Pausen Programm. Oder es gibt einen Mähroboter, geeignet bis max. 750 qm. Soll mehr bearbeitet werden, muss ein weiterer Roboter her. Aber: bitte, bitte! Roboter nicht nachts laufen lassen. Igel und andere Tiere erkennen die Gefahr nicht, der Roboter stoppt nur richtig bei festen Gegenständen, und mehr und mehr junge Igel mit zerschnittenen Schnauzen werden gefunden, die elendig verhungerten. Also, tagsüber super, wenn Kinder, Hunde und Katzen nicht vor Ort sind, und nachts bleibt der Roboter im Stall bzw. an der Ladestation. Außerdem ist ein täglicher Schnitt für den Rasen nicht förderlich. FAZIT: Roboter ist prima, wenn er tagsüber und nur 1–2 Mal pro Woche läuft.

Größere Flächen ab 750 qm erarbeiten sich besser mit einem Benzinmäher, ohne Lärm von 20.00–7.00 Uhr und nicht an Sonn- und Feiertagen. Zuwiderhandlungen sind Ordnungswidrigkeiten und können bei angespannter Nachbarschaft richtig teuer werden. Benziner variieren primär in der Schnittbreite. Da erspart ein breiterer Mäher auf großer Fläche so manch gelaufene Runde, mit und ohne Vorderradantrieb.

Ab 2.000 qm kommt der Wunsch nach einem Aufsitzmäher oder gar Rasentraktor. Bei Aufsitzmähern sitzt man direkt über dem Mäher, beim Traktor liegt der Motor davor. Spaß machen beide ungeachtet des höheren Anschaffungspreises. Natürlich achte man vor Kauf auf Wendekreis, Zubehör und vieles mehr, dann wird die flotte Fahrt im Garten allemal so schön wie auf einer GoKart -Bahn. Und dort fing bekanntlich schon Schumi an.

Rasentreckerrennen: Das Team von Zero-Looser aus Zossen begeistert wie Florian hier mit vollem Einsatz. – Foto: Anita und Gernot Berndt

Apropos GoKart, ein Rasentraktor hat ungeahntes Potenzial, da geht noch was. Motor optimiert, unnötiges Gewicht entfernt, Mähwerk raus, Gas gegeben und voila! ist man im Rennbetrieb der Rasentrecker- Rennen. Gibt es wirklich, sogar international, und ich hab mal nachgefragt bei Florian Becker, 21, Team Zero-Looser aus Zossen, dem derzeit (zum dritten Mal in Folge) amtierenden deutschen Meister in der Standardklasse und Meister aller Klassen. Ob er wohl mal rüberkommen könnte, geschwind meinen Rasen mähen? Ich bringe es auf 1 FS (Frauenstärke) mit max. 200 qm/h inklusive Gras wegbringen, Bänke, Blumentöpfe und Co. umstellen und mal Pipi machen. So ein Mähbolide braust dagegen mit 50 PS und bis zu 70 km/h über die Piste, da wird gleich alles mit abgeräumt. Er kam dann auch vorbei und hat mir erste Einblicke in den Rennbetrieb gewährt, aber, so Florians verschmitzte Antwort hinsichtlich meines Rasens, „zu wenig Zeit, denn im April startete die Saison 2019“, und sein erster, diesjähriger Sieg in der Standardklasse ist bereits Geschichte. Die nächsten Rennen stehen fest, alles gebucht, ein neues Regelwerk für Mähtreckerrennen inklusive Festlegung der technischen Details und Sicherheitsbestimmungen wurde letztes Jahr verabschiedet, die Boliden müssen entsprechend überarbeitet werden, und, und, und. Seine Begeisterung steckt an und so erfährt frau noch, dass das Team Zero-Looser das einzige in ganz Brandenburg ist. Die deutsche Hochburg der Rasentreckerrennenthusiasten befindet sich in Hannover. Nicht umsonst wird die Gegend dort ja auch Rasenmäherprovinz genannt und jetzt weiß ich endlich, warum. Da wird dann klar, warum Florian als Außenseiter wirklich sehr stolz auf seine zahlreichen Siege sein kann, fährt er doch erst seit knapp 5 Jahren mit. Dieses Jahr startet er nicht nur in der Standardklasse, sondern erstmals mit neuem, größerem Rennboliden in der offenen Klasse. Ganz ungefährlich ist das nicht und alle Fahrer müssen Schutzkleidung aus dem Motorcross, Helm und Nackenschutz tragen sowie ein Notaus an den Trecker angebaut haben.

Und dann ist da noch das Werner-Rennen. Letztes Jahr als Ehrengast geladen kesselte Florian dort seine Runden und ist sicher auch dieses Jahr auf dem Flugplatz Hartenholm Ende August wieder dabei. Wie heißt es doch in der Ankündigung: „Wenn man erst das Rennen und die dazugehörigen Drifts und Sprünge gesehen hat, wird Rasenmähen nie wieder dasselbe sein.“ (www.werner-rennen.de)

In diesem Sinne – viel Spaß beim Rasenmähen. Wer ins Renngeschäft einsteigen will, ob als Fahrer mit eigenem Mäher oder als hochwillkommener Sponsor, kann sich gern bei Zero-Looser auf Facebook erkundigen. Anfragen beantwortet Florian gern.