Mehr als 100 Gäste feierten im Alten Rathaus zu Potsdam das 25-jährige Bestehen des Vereins zur Förderung und Pflege der Tradition der Potsdamer Riesengarde „Lange Kerls“ e. V. Hier hatte 1990 alles begonnen, als man in Vorbereitung der 1.000-Jahr-Feier der Landeshauptstadt den Verein ins Leben rief. Fast wie bei einem Klassentreffen kamen ein Vierteljahrhundert später ehemalige und aktive Kerls, Geschäfts- und Kooperationspartner, Förderer und Fans.
Jemals ein silbernes Jubiläum zu feiern, daran dachte bei Vereinsgründung wohl niemand. Geplant war der Verein nämlich nur als kurzfristiges Vehikel, um die Geschichte rund um den Soldatenkönig und sein Regiment zum Potsdamer Millennium zu präsentieren. Die Gründungsjahre waren schwer. Uniformen, Gewehre, Trommeln und vor allen Dingen große Männer mussten erst einmal beschafft werden. Doch die Langen Kerls wurden – trotz Widerstände aus alternativen Kreisen – ein Erfolg und entwickelten sich sogar zum brandenburgischen Exportschlager.
Sie reisten u. a. nach Dänemark, in die USA und nach Italien. Regelmäßig nehmen sie an Traditionsfesten in Sachsen oder Thüringen teil und begrüßen die Soldaten der Fregatte Brandenburg, wenn diese nach Seeeinsatz in ihren Heimathafen Wilhelmshaven einlaufen.
Für diese lebendige Traditionspflege dankte Ministerpräsident Dietmar Woidke den Langen Kerls herzlich. „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig. Darum ist es umso schöner, dass die preußische Geschichte mit den Langen Kerls wieder erlebbar wird, die Kerls eine Tourismusattraktion und somit auch Botschafter des Landes Brandenburg geworden sind“, zeigte sich der Ministerpräsident, der Ehrenmitglied des Vereins ist, beeindruckt.
Aktuell sind im Verein 25 Kerls im aktiven Dienst und 25 Fördermitglieder. Gemeinsam haben sie noch viel vor. „Kameradschaft fördern, Konsens herstellen, motivieren und Schwierigkeiten zusammen überwinden, das ist meine Aufgabe, und die macht immer noch sehr viel Spaß“, erzählt der Vereinsvorsitzende Roman Tummerer stolz.
Und die Sorge um den Nachwuchs? Die könnte sich erledigt haben, denn die Mädchen und Jungen der Arbeitsgemeinschaft „Marsch und Menuett“ einer Kita aus Königs Wusterhausen zeigten mit sichtbarer Freude Tänze und Märsche der Barockzeit. Dass einige der Jungen weiterhin Spaß an der Sache haben und mindestens 6 preußische Fuß groß werden, also 1,88 m, um ein Langer Kerl werden zu können, diese Hoffnung scheint berechtigt.
von Annett Ullrich