Vor zwölf Jahren fragte sie ihr Mann Niklas, ob sie nicht ausnahmsweise zwei Wochen die Vertretung in seinem Fitnessstudio für Frauen übernehmen könne. Valerie Bönström sagte spontan ja. Aus diesen zwei Wochen wurden zwölf Jahre. Heute führt die promovierte Informatikerin eines der erfolgreichsten Unternehmen für Frauen-Fitness in Europa: Mrs. Sporty. 220.000 Frauen bewegen sich in den mehr als 550 Clubs in acht Ländern mehrmals wöchentlich.
Gerade mal 30 Minuten Training reichen aus, um Kraft, Ausdauer, Koordination und Kondition zu trainieren. Das geschieht zunehmend webbasiert, denn Valerie und Niklas Bönström entwickelten mit ihrem Know-how aus IT und Fitnessbereich intelligente Trainingsgeräte für ein noch individuelleres und effektiveres Training. 2013 entstand so ihre Firma Pixformance. Die Geräte sehen aus wie riesengroße Smartphones – schicke Hardware mit schlauer Software. Zum Gespräch trafen wir die temperamentvolle Unternehmerin in einem Mrs.Sporty-Studio.
Mrs. Sporty feiert gerade 10. Geburtstag. Haben Sie sich selbst etwas geschenkt?
Ich empfinde die ganzen zehn Jahre als Geschenk. Das bestätigte mir gerade die Zusammenkunft mit vielen unserer Franchise-Partner gestern Abend. Wir haben ausführlich über die vergangenen Jahre gesprochen. Es ist ein riesengroßes Geschenk, täglich mit sportbegeisterten, energiegeladenen, tollen Menschen zusammenzuarbeiten und dabei so viel Spaß zu haben. Gleichzeitig bekommen wir so viel positives Feedback von unseren Mitgliedern. Ich höre und lese beinahe jeden Tag die Geschichten von Frauen, die durch das Training in den Studios ihr Körpergefühl stärken, Schmerzen lindern, ihre innere Balance (wieder)finden, das Gesundwerden beschleunigen oder denen es mit regelmäßigem Sport einfach besser geht. Zu diesem Geschenk gehört selbstverständlich auch, dass wir eine Familie gegründet haben, in der drei Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren groß werden.
Fitness-Clubs gibt es an jeder dritten Ecke. Worauf führen Sie den Erfolg von Mrs. Sporty zurück?
Den Unterschied machen die Menschen. In unseren Studios gibt es keine Anonymität, dafür eine sehr freundliche und heitere Atmosphäre sowie eine persönliche Betreuung. Mit den neuen Pixformance-Geräten ist unser Training einzigartig, weil wir individuell auf jede einzelne Frau eingehen können.
Das klingt nach intelligentem Fitnesstraining.
Genau das ist es. Die Idee hinter Pixformance ist der persönliche Trainingsplan, der aus individuellen, funktionellen Übungen besteht und den Gesundheitsstatus jeder Frau berücksichtigt. Wir finden mit dieser intelligenten Technologie heraus, wo Disbalancen oder Einschränkungen liegen, und können gezielt gegensteuern. Diesen perfekten Trainingsplan kontrolliert das Gerät mit einem Feedback, das dem Mitglied aufzeigt, wie Bewegungsabläufe verbessert werden können. Zugleich haben die Trainer durch die Pix-Geräte noch mehr Zeit, mit jedem Mitglied sehr individuell zu arbeiten.
Das setzt aber zugleich voraus, dass Sie die Franchise-Nehmer häufig und umfassend schulen.
Ja, das tun wir selbstverständlich. Es wird uns immer wieder gesagt, dass wir die bestausgebildeten Partner und Trainer haben.
Wie entstand eigentlich die Idee, sich ausschließlich auf Frauen zu konzentrieren?
Die Idee hatte mein Mann und Ausgangspunkt war damals die Erkenntnis, dass nur jede zehnte Frau ihr medizinisch empfohlenes Bewegungsminimum erfüllt. Dieses Thema ist in den letzten Jahren eher noch aktueller geworden, weil wir in den nächsten 15 Jahren eine Million mehr Frauen über 50 in Deutschland haben werden.
Die klassische Nutzerin von Mrs.Sporty ist also nicht Anfang 20, sportlich, gertenschlank und allzeit hoch motiviert?
Nein, obwohl Frauen aller Altersklassen bei uns trainieren. Gerade Frauen über 50 wissen oder spüren, dass sie mehr für ihre Gesundheit tun müssen. Mrs.Sporty erfüllt eine wichtige Funktion, denn es gibt kaum Angebote an gesundheitsbewusstem Sport für Frauen zwischen 45 und 75.
Hand aufs Herz: Wie halten Sie es mit dem Sport?
Ich habe früher mal aktiv Hockey gespielt, aber niemals daran gedacht, dass der Sport mein Leben bestimmen wird. Heute trainiere ich zweimal wöchentlich und bin top-fit. Ausgangspunkt für Mrs.Sporty war meine Suche nach einem perfekten Training für mich. Und schon war ich mitten drin in der Frage: Was ist denn das perfekte Training für uns Frauen?
Wann wussten Sie zum ersten Mal, dass Sie Unternehmerin werden?
Ich bin von Natur aus lösungsorientiert. Wenn ich ein Problem sehe, gebe ich erst Ruhe, wenn es gelöst ist. Ich weiß nicht, ob ich die typische Unternehmerin bin, aber ich bin getrieben vom Spaß, mich immer weiterzuentwickeln, und der Suche nach dem Besten für meine Kunden. So ist auch das Pixformance-System entstanden, das viele Ärzte und Physiotherapeuten überzeugt. Aus der Nutzung wächst ein echter Mehr-Wert, denn das Training integriert sich harmonisch in die verschiedenen Therapien. Inzwischen gibt es schon Mediziner, die Frauen zu uns schicken, oder Therapeuten, die nach einer Reha die Weiterführung der Übungen bei Mrs.Sporty empfehlen.
Ihre Unternehmen sind schnell gewachsen. Wer stand Ihnen dabei zur Seite?
Vor gut zwei Jahren standen mein Mann und ich mit dem Pixformance-Protypen bei der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg und haben gesagt: Das ist die Zukunft! Die MBG hat sich intensiv mit unseren Visionen, Erfahrungen und Erwartungen beschäftigt. Und die MBG hat sich sehr genau uns als Menschen hinter der Idee angeschaut und uns ermutigt, weiterzumachen. Wir bekamen mehr Unterstützung als wir zu hoffen gewagt hatten. Das widersprach so ganz unseren bisherigen Erfahrungen mit Banken, die ja eher Bedenken und Schranken potenzieren. Dank der MBG haben wir nun 30 Clubs am Start, die nur noch diese moderne Technologie nutzen, und die sind jetzt schon deutlich profitabler als die anderen.
Mit welchen Plänen starten Sie ins Jahr 2016?
Ich möchte gern 100 neue Clubs mit den Full-Pix-Format eröffnen und die Zusammenarbeit von Mrs.Sporty mit den Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich verstärken, weil die Vorteile auf beiden Seiten liegen. Diese Themen haben wir angefangen und werden 2016 daran weiterarbeiten, um Früchte zu ernten.