Vor mehr als 200 Jahren markierte die Hegelallee – damals noch Mauerstraße – die Nordgrenze Potsdams. Heute ist sie ein prächtiger Boulevard, auf dem der Verkehr lediglich nachts zum Erliegen kommt.
Die Hegelallee verbindet die Schopenhauerstraße mit der Kurfürstenstraße. Ihren einprägsamen Charakter erhält sie durch ihre Breite, die sich über drei Straßenspuren erstreckt. In der Mitte befindet sich ein Grünstreifen, auf dem sich Fußgänger und Radfahrer oft den Platz streitig machen. Parkbänke und Spielanlagen, die im Rahmen der Bundesgartenschau 2001 angelegt wurden, laden zum Verweilen ein. Vor mehr als 200 Jahren verlief entlang dieses Grünstreifens die Stadtmauer mit der stadteinwärts liegenden Mauerstraße. Sie verband die drei Stadttore, die zusammen mit der Mauer im Rahmen der zweiten barocken Stadterweiterung errichtet wurden. Ihr Hauptzweck war es, weniger die Stadt zu bewehren, als vielmehr die in Potsdam kasernierten Soldaten an der Flucht zu hindern."
Freizügig durch das Jägertor hindurch freilich konnte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. reiten, wenn er in seinem Jagdrevier – der heutigen Jägervorstadt – nach Fuchs und Reh Ausschau halten wollte. Bezeichnenderweise trägt das 1733 entstandene Jägertor eine Skulpturengruppe, die eine Jagdszene zeigt. Das Nauener Tor entstand erst 1754 im neogotischen Stil nach einer Skizze von Friedrich II. Der spätere Kaiser Wilhelm I. ordnete einen Umbau an, sodass das Tor seine heutige Gestalt erhielt. Die Plätze vor den Toren bieten piazzaähnliche Flächen mit einer hohen Restaurantdichte. Vor dem Jägertor erfreut das Indiahaus, das erst vor einigen Monaten von der benachbarten Lindenstraße in das Eckhaus direkt an der Hegelallee zog, seine Gäste. Seit fast 20 Jahren begeistert das Indiahaus mit seinen Currygerichten, die mit viel Liebe und einer geheimen Gewürzmischung zubereitet werden. Fisch- und Scampigerichte in scharfer Ingwer-Kräutersauße sowie die Tikka-Spezialitäten sind ebenfalls sehr beliebt.
Als die Stadtmauer in der Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr verfiel und letztendlich auch abgerissen wurde, setzte auf der gen Norden gelegenen Straßenseite jenseits der Mauer ein kleiner Bauboom ein. Zahlreiche Unternehmer schickten sich an, Villen zu errichten. Der Bankier Heinrich Quistorp ließ gleich zwei Villen bauen. In der heutigen Hegelallee 1 befindet sich die eigentliche Villa Quistorp, eine Villa mit Turm, die 1873 fertiggestellt wurde. Eine weitere Villa des Unternehmers Quistorp steht in der Hegelallee 5. Sie wurde 1879 fertiggestellt, als die Bank des Heinrich Quistorp bereits der Gründerkrise zum Opfer gefallen war und sich der Unternehmer nach Südamerika abgesetzt hatte. Nach sechs Jahren Baustillstand übernahm der Architekt und Baumeister der ersten Quistorp-Villa, der Hofmaurermeister Petzholtz, das Grundstück und führte im eigenen Namen aus, was er für Quistorp begonnen hatte. Bis 1905 blieb die Villa im Besitz der Familie Petzholtz. Prominentester Bewohner in der Zeit danach war ab 1938 General Carl-Heinrich von Stülpnagel, ein führender Mann des militärischen Widerstandes gegen Hitler. Bis zu seiner Hinrichtung 1944 lebte Stülpnagel mit seiner Familie in der Villa und zählte die Mitstreiter des Widerstandskreises, u. a. Graf von Staufenberg, regelmäßig zu seinen Gästen.
Nach 1945 nutzten die russischen Streitkräfte das Haus als Musikschule, die jedoch nur den Offizierskindern vorbehalten war. 2005 konnte die Rechts- und Steuerberatungskanzlei Dr. Michael Kirchhoff in die zweite, inzwischen sanierte Quistorp-Villa einziehen. Spezialisiert hat sich das mittlerweile 18-köpfige Team, das übrigens noch Verstärkung sucht, auf das Steuer- und Bilanz-, Handels- und Gesellschafts- sowie Bank- und Kapitalmarktrecht.
Durch die Kooperation mit Rechtsanwalt und Staatsanwalt a.D. Dr. Dirk Schultze- Petzold erweitert sich das Beratungsangebot für die Mandanten der Kanzleien auf das Wirtschaftsstrafrecht, insbesondere auf den Bereich der Wirtschaftskriminalität im Unternehmen. Den Beratungsschwerpunkt bilden hier die Korruptionsprophylaxe und die strafrechtliche Auditierung von Geschäftsvorfällen und -prozessen in Unternehmen.
Gemeinsam beraten, betreuen und begleiten sie kleine und mittelständische Unternehmen, Einzelunternehmer sowie Einzelmandanten und Existenzgründer. Die Zusammenarbeit erweist sich für die Mandanten als vorteilhaft, weil die steuerlich- gestaltenden Beratungsleistungen im unternehmerischen und privaten Bereich oft rechtliche Konsequenzen haben, die zu jeder Zeit berücksichtigt werden.
In der Villa von Kleist, Hegelallee 4, residiert die Anwaltskanzlei Streitbörger Speckmann. Die Familie von Kleist ließ das Haus in den 1870er-Jahren errichten. Auch dieses Gebäude fand nach dem Zweiten Weltkrieg Gefallen bei den sowjetischen Militärs und so bezog der sowjetische Stadtkommandant das Haus, auch ein Russenmagazin wurde dort betrieben. Nach der Wende nutzte das städtische Tiefbauamt das Gebäude. Anfang des Jahrtausends wurde die Villa umfassend saniert. Seitdem ist das Potsdamer Büro der bundesweit tätigen Anwaltskanzlei Streitbörger Speckmann dort ansässig. Beraten und vertreten werden Großunternehmen, Mittelständler und die öffentliche Hand, aber auch Privatleute. Eine hohe Spezialisierung der zwölf vor Ort tätigen Anwälte nebst Steuerberater gewährleistet den Mandanten optimale Unterstützung bei ihren rechtlichen und steuerlichen Herausforderungen.
Neben den vielen Villen entstanden in der Hegelallee, zeitweilig auch Kaiser- Wilhelm-Straße genannt, nach der deutschen Reichsgründung einige institutionelle Bauten mit wechselvoller Geschichte. 1880 begannen die Bauarbeiten für das Königliche Landgericht. Das Gebäude beeindruckt seinen Betrachter mit einem Wandfries zwischen dem 1. und 2. Stockwerk, das die 16 Kurfürsten von Brandenburg zwischen 1415 und 1883 dargestellt. Auf Wunsch der damaligen Kronprinzessin Victoria wurden sogar Statuen von Friedrich II. und von Wilhelm I. in die Fassade integriert. Diese wurden 1966 demontiert, denn sie passten nicht zur damaligen Ideologie: Die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit war in den mit rotem Backstein verklinkerten Bau eingezogen. Nach der Wende zog wieder ein Gericht, das Amtsgericht Potsdam, ein, und selbst die Statuen fanden nach der Sanierung des Gebäudes ihren alten Platz, denn Potsdamer Familien hatten sie vor der Zerstörung bewahrt.
Ein weiterer imposanter Bau in der Hegelallee ist das Werner-Alfred-Bad, benannt nach dem 1887 in Potsdam-Bornstedt geborenen Flugpionier Werner Alfred Pietschker. Der Flugzeugkonstrukteur starb 1911 bei einem Probeflug. Seine Mutter Käthe Pietschker ließ das Bad mit dem eindrucksvollen ovalen Schwimmbecken zu seinen Ehren erbauen. Bis zur Eröffnung der Schwimmhalle am Brauhausberg Anfang der 1970er- Jahre lernten hier Hunderte Potsdamer Kinder schwimmen. 1992 schloss man das Bad, umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen folgten, sodass es 2005 in neuer Funktion, nämlich als medizinisches Leistungszentrum, eröffnet werden konnte. Neben Arzt- und Physiotherapiepraxen gibt es auch wieder ein kleines Schwimmbecken für Reha-Sport und Säuglingsschwimmen sowie naturheilkundliche Angebote, wie das Ayurveda- Institut von Dr. Barbara Groß. Nach den Prinzipien traditioneller Gesundheitssysteme, wie Ayurveda oder die traditionelle chinesische Medizin, betrachtet Dr. Barbara Groß Krankheitssymptome und Befindlichkeitsstörungen ganzheitlich und entwickelt zu jedem Patienten eine ganz individuelle Therapie. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Gallenbeschwerden können so nachhaltig behandelt werden; inklusive einer sanften Umstellung von Ernährungs- und Lebensstil.