Als wir Kathrin Boron zum ersten Mal für diese Rubrik anfragten, sagte die vierfache Olympiasiegerin und achtfache Weltmeisterin im Rudern aus Zeitgründen ab. Da war sie gerade auf dem Weg von Potsdam nach Frankfurt am Main und in die Ehe. Aber da wir hartnäckig sind, wollten wir jetzt wissen, ob es gute Veränderungen waren und sind.
Sie arbeiten bei der Deutschen Sporthilfe in Frankfurt am Main. Was genau bewegen Sie?
Die Deutsche Sporthilfe ist eine Stiftung, die Spitzensportler fördert. Meine Tätigkeit hier ist sehr vielseitig. Zum einen betreue ich insbesondere Spitzensportler des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Zum anderen – das ist der weitaus umfangreichere Teil – ist es das Thema „duale Karriere“. Das beinhaltet neben der finanziellen Förderung sehr viele, sehr unterschiedliche Förder-Bausteine, die den Athleten bereits während seiner aktiven Karriere befähigen und ermutigen, sich um das Leben danach (Ausbildung, Praktika, Studium und Berufseinstieg) zu kümmern. Das geschieht im persönlichen Kontakt zu den Spitzensportlern, um die exakt passenden Bausteine auszuwählen und einzusetzen. Zusätzlich bieten wir Seminare zu den verschiedenen Themen, damit dann der Ausstieg aus der aktiven Laufbahn so problemlos wie möglich gelingt.
Sie galten in Ihrer aktiven Laufbahn als kritischer Geist. Sind Sie das heute noch immer?
Kleingeister mochte ich noch nie. Ich mische mich ein, wenn es um Themen geht, die mich bewegen.
Sie haben über 20 Jahre Leistungssport betrieben und fünf olympische Spiele erlebt. Was versuchen Sie gerade jungen Sportlern mit auf den Weg zu geben?
Mein großes Erfahrungs- und Erlebnispaket hilft mir natürlich in der täglichen Arbeit sowohl innerhalb der Stiftung als auch beim direkten Kontakt mit den Athleten. Aussagen, Ratschläge und Tipps sind einfach ein Stück weit glaubwürdiger und authentischer. Was gebe ich mit? Dass es sich lohnt, für einen Traum zu kämpfen, und es Erfüllung bringt, sich für ein selbst gestelltes Ziel über das normale Maß hinaus zu engagieren. Wichtig ist dabei immer die Freude, mit der man seinen Spitzensport betreibt. Die hatte ich bis zum Schluss meiner aktiven Laufbahn. Leistungswille und Freude müssen aus einem selbst kommen.
Sie sind in Eisenhüttenstadt geboren und lebten vor dem Umzug in Caputh, wo Sie auch Ihren Mann kennenlernten. Wie groß ist das Heimweh?
Sehr groß. Der ganzen Familie fehlt das Wasser. Da hat Frankfurt eben nur den Main zu bieten und der ist wahrlich kein Ersatz für die Brandenburger Seenlandschaften. Und natürlich vermissen wir unsere Familien und Freunde.
Welchen und wie viel Sport treiben Sie heute?
Mein Mann, der früher gesegelt ist und Golf spielte, wollte – nachdem wir uns intensiver kannten – unbedingt rudern lernen. Das haben wir noch im Verein in Potsdam begonnen. So sind wir heute, wenn es das Wetter zulässt, gemeinsam als Doppelzweier auf dem Main unterwegs. Ich bin von Natur aus ein Bewegungsmensch und froh darüber, dass wir hier bei der Deutschen Sporthilfe verschiedene Sportstätten haben, die ich vor oder nach der Arbeit und in der Mittagspause nutzen kann. Im Sommer zieht es mich natürlich immer aufs Wasser – viel Bewegung, Hauptsache draußen!