Denkmal links, Sehenswürdigkeit rechts. Potsdam hat mehr davon als andere Städte. Wir stellen in jeder Ausgabe ein Bauwerk mit Geschichte und Geschichten vor, das einen zweiten Blick verdient. Diesmal waren wir im Hotel zum Hofmaler im Holländischen Viertel.
Wie mag es gewesen sein, als Friedrich-Wilhelm Bock, einer der Hofmaler von Friedrich dem Großen, Mitte der 1750er-Jahre hier einzog? Das ist leicht vorstellbar, denn dank konsequentem Denkmalschutz und viel Leidenschaft der neuen Betreiber strahlt das Haus in der Gutenbergstraße 73 in neuem alten Glanz. Wo einst der Maler lebte, der unter anderem an der künstlerischen Gestaltung des Belvedere auf dem Klausberg mitarbeitete, wohnen heute Menschen nur kurze Zeit."
Der einstige Bewohner inspirierte die Namensgebung: Aus seinem Haus wurde das Hotel zum Hofmaler. Das Backsteingebäude gehört zu den 134 Häusern dieses einzigartigen historischen Beispiels europäischer Städtebaukunst, das zwischen 1733 und 1742 im Zuge der zweiten Stadterweiterung unter Leitung des holländischen Baumeisters Johann Boumann erbaut wurde. Den Lauf der Zeit fängt auch die Geschichte dieses massiven fünfachsigen barocken Hauses holländischer Bauart ein, das in Wendezeiten fast am Ende war. Im Jahr 2002 begann die aufwändige Sanierung, die fünf Jahre brauchte. „Im März 2007 empfingen wir die ersten Gäste“, erinnert sich Marion Klitsche, die mit der Hoteleröffnung einen beruflichen Neustart wagte und ins kalte Wasser der Selbstständigkeit sprang. Bereut hat die Potsdamerin mit der freundlichen Ausstrahlung die Entscheidung, den wirtschaftlich sicheren Verwaltungsjob aufzugeben, nie. „Dieses Haus war und ist ein Glücksfall für mich“, erzählt sie. Der begann noch vor der Eröffnung, denn gemeinsam mit dem erfahrenen Gastronomen und Lebenspartner Bernd Hirschauer hauchte sie den Räumen den ursprünglichen Charme des historischen Erscheinungsbildes ein. „Wir haben in dieser Zeit viel gelernt über all die Details, die originalgetreu wiederhergestellt wurden und die in ihrer Gesamtheit diesen barocken Zauber ergeben. Dabei hatten wie versierte Handwerker und fanden bei der Inneneinrichtung viel Rat und Unterstützung beim Atelier Bertram.“ In dieser Zeit streiften Marion Klitsche und Bernd Hirschauer über beinahe jeden Trödelmarkt der Region. „Es steckt sehr viel von uns hier drin“, erzählt sie lächelnd und meint damit nicht nur die handverlesene Ausstattung.
Gleichzeitig mit der Sanierung des Holländerhauses entstand ein moderner Anbau, der sich durch seine Architektur und die verwendeten natürlichen Materialien harmonisch in das Ensemble einfügt. Jedes der modern eingerichteten Zimmer hier hat eine eigene Terrasse, die zum grünen Innenhof zeigt. Hier stehen zwischen gut gepflegten Gartenanlagen Tische und Stühle, es herrscht eine beinah dörfliche Stille. Gleich neben der Tür gedeihen in großen Kübeln heimische Kräuter. „Die brauchen wir für unser Frühstück“, so Marion Klitsche. Das wird in den inzwischen drei prall gefüllten Gästebüchern des 3-Sterne-Hauses am Bassinplatz besonders gelobt: Vielfältig und marktfrisch ist es. Kein Wunder, denn der Markt ist ja direkt vor der Haustür. Inzwischen macht Sohn Dennis, ausgebildeter Hotelfachmann, aus dem Unternehmen einen Familienbetrieb, in dem ein gutes Klima herrscht. Teamwork eben. „Mir sind die Arbeitsbedingungen ganz wichtig und ich achte sehr darauf, dass es verlässliche Dienstpläne gibt und so Überstunden eine absolute Ausnahme sind.“ Die Suche nach Fachkräften ist trotzdem sehr schwierig.
Insgesamt 18 Doppelzimmer offeriert das Hotel zum Hofmaler. „Wir haben viele Stammgäste, die die Ruhe hier genauso schätzen wie die Nähe zu den historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt“, so die Hotelchefin, die mit der Auslastung des Hauses sehr zufrieden ist. Während an den Wochentagen vor allem Business-Gäste Lage und Service des privat geführten Hotels schätzen, kommen an Wochenenden die Touristen. Wer länger bleibt, mietet sich im Apartmenthaus in der Gutenbergstraße 78 ein, das seinen Gästen Wohnungen in verschiedenen Größen bietet. Das Traufenhaus übergab König Friedrich Willhelm II. am Ende des 18. Jahrhundert an die Französische Reformierte Gemeinde als Schenkung. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte …