Das passte: „Heißer Sommer in diesem Jahr …“ sangen vor 50 Jahren Chris Doerk und Frank Schöbel im Kult-Film aus den DEFA-Studios in Babelsberg. Und noch immer klingt die Musik von „Heißer Sommer“ erstaunlich frisch.
Die Kompositionen stammen von Gerd und Thomas Natschinski, Vater und Sohn. Thomas Natschinski lernte mit acht Jahren Klavier spielen und komponierte mit 16 seine ersten Lieder für seine Band Team4. Heute lebt der Komponist und Sänger in Brandenburg. Gerade ist seine neue CD erschienen."
Hat Sie eigentlich das Interesse von Zuschauern und Medien für diesen 50 Jahre alten Film verblüfft?
Ja. Das Jubiläum wurde mir erst richtig bewusst, als Bibliothek und Filmmuseum Potsdam anfragten, ob wir eine KonzertLesung zum Thema „Heißer Sommer“ im Programm haben. Da hat’s klick gemacht. Christine Dähn (TV- und Hörfunkjournalistin, u. a. DT 64, und Autorin – Anm. der Red.) und ich haben dann die KonzertLesung erarbeitet, die wir inzwischen auch an vielen Orten aufführten. Ich spreche das Wort Kult nicht oft aus – aber das ist wirklich ein Kultfilm.
Die Musik klingt noch immer frisch und unverstaubt.
Ja, die Lieder leben noch. Es ist übrigens die erste DEFA-Filmmusik, die komplett bei AMIGA produziert wurde. Ich denke, dass man das den Songs anhört, denn bei AMIGA stand die beste Tontechnik, die es im Osten gab – und die kam aus dem Westen. In diesem Jahr wurde „Heißer Sommer“ mit großem Erfolg als Musical auf der Naturbühne Greifensteine in Annaberg- Buchholz aufgeführt, ein sehr humorvolles Stück, das auch im nächsten Jahr auf dem Spielplan steht. Vorher gab es schon Aufführungen in Rostock und Berlin.
Wie war das vor über 50 Jahren, als Sie gemeinsam mit Ihrem Vater die Musik schrieben?
Ich war 19 und lebte noch bei meinen Eltern. Im Arbeitszimmer meines Vaters fand eine Filmbesprechung mit Regisseur Jo Hasler statt. Plötzlich klopfte es an meiner Tür und mein Vater sagte, dass sie die Idee hätten, dass ich die Filmmusik „Heißer Sommer“ mitkomponiere. Ich denke, ihnen fehlte noch ein bisschen Beatmusik, heute würden wir Rock sagen. Mein Vater war in Schlager-, Musical- und Filmmusik versiert, aber die Beatles und die Stones brachten gerade ganz neue Junge-Leute-Musik. Mein Vater hatte volles Vertrauen in mich. Ich war in dieser Zeit mit meiner Band Team 4 schon sehr erfolgreich. Der Song Mokka-Milch-Eisbar entstand auch 1968, er ist also auch 50 Jahre alt.
Der Filmmusik blieben Sie treu.
Ja, ich kam Mitte der 1970er-Jahre wieder zur Filmmusik: Dokumentarfilme, Spiel- und Fernsehfilme, darunter Polizeiruf 110 und natürlich „Spuk unterm Riesenrad“ und „Spuk im Hochhaus“.
Und immer war Ihr Flügel dabei, der noch heute in Ihrem Studio steht?
Ja, ein Bösendorfer – ein Geschenk meines Vaters. Er ist meine zweite Geliebte. Alle meine Songs entstanden an diesem Flügel. Der Flügel steht in meinem Studio, in dem ich produziere, auch für andere Musiker.
Ihre neue CD trägt den Titel „501“. Was verbirgt sich hinter 501?
Die Jeans, die ich noch immer trage, und das damit verbundene Lebensgefühl von Freiheit, weiter Welt, Horizonten und Landschaft. Alle Texte sind von Christine Dähn. Sie schreibt sehr schöne Geschichten. Und so entstand gerade das Hörbuch „Der Pianist und eine Autorin“. Gemeinsam gehen wir auf Konzert Lesungen.
Ein Wechselspiel von Musik und Text?
Ja, das ist im besten Sinne unterhaltsam. Unser aktuelles Projekt heißt „Ei Laf Ju, Bebi! Ich Liebe Dich, Baby! I Love You, Baby!“ und verbindet Lovesongs mit verrückten Liebesgeschichten von Promis und Leuten von nebenan.
von Brigitte Menge