Das Rheingau, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern haben Festivals, die den kulturellen Reichtum des Landes oder der Region erleben lassen.
Die neugegründeten Festspiele Mark Brandenburg wollen „ein Festival für die Mark Brandenburg, aus der Mark Brandenburg und in der Mark Brandenburg sein“, fasst Intendant Manuel Dengler das Anliegen zusammen. In der ersten Ausgabe 2019 stehen mehr als 30 Veranstaltungen auf dem ganzjährigen Spielplan. Wohin geht die musikalische Reise? Antworten gaben der Intendant und die künstlerische Leiterin des Festivals Elisabet Iserte-López."
Warum eigentlich dieses neue Festival?
Manuel Dengler: Es gibt sehr viele lokale Festivals, aber keins, das sowohl die Strahlkraft des ganzen Landes einfängt als auch eine Verbindung zwischen Kunst und dem Veranstaltungsort herstellt. Wir möchten das Festival für das Kulturland Brandenburg werden und die Potenziale des ganzen Landes mit verschiedenen künstlerischen Mitteln einfangen und sichtbar machen. Dabei verstehen wir uns nicht als großer Tanker, sondern als Gemeinschaftswerk mit vielen Partnern und den Menschen, die hier leben. Das Festival wird dazu beitragen, dass die Brandenburger ihr Land besser kennenlernen. Elisabet Iserte-López: Um das mit Leben zu erfüllen, nutzen wir unsere Kontakte zu internationalen und den Brandenburger Künstlern.
Wie nähert man sich dem komplexen Thema, Orte, Geschichte, Landschaften und natürlich das Leben der Menschen künstlerisch aufzugreifen?
Manuel Dengler: Wir stammen beide nicht aus Brandenburg, was uns von Beginn an in den Status von Entdeckern versetzte. Und das sehr aktiv, denn wir sprachen mit sehr vielen Menschen in den verschiedenen Regionen über die Themen, die eine gesellschaftliche und politische Relevanz haben. Das ist unser künstlerischer Ansatz: Wir erarbeiten mit Partnern Projekte, die sie betreffen und berühren. Ausgangspunkt ist die authentische Brandenburger Substanz, aus der entwickelt sich ein künstlerisches Produkt. Für unsere Ideen finden wir überall eine große Bereitschaft und Begeisterungsfähigkeit. Elisabet Iserte-López: Neben den vielen Gesprächen haben wir zu den Kultur- und Kunstschätzen im Land viel recherchiert und profitieren vom Wissen und den Erfahrungen der Mitglieder des Leitungsteams und des künstlerischen Beirats des Festivals. Wichtig sind die vielen Kontakte zu den verschiedenen Kulturinitiativen, um gemeinsam etwas zu entwickeln.
Was sind für Sie die Höhepunkte im Startjahr der Festspiele Mark Brandenburg?
Elisabet Iserte-López: Im Jahr 2018 gründeten wir ein Residenzorchester für dieses Festival, das im Juni das Projekt „BBB Tripelkonzert | Bartók Beethoven Brahms – eine Brandenburgische Klang-Reise in Bildern“ zur Aufführung bringt. Das Tripelkonzert nutzt verschiedene Ebenen, um ein Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen. Zur Musik kommen Film-Projektionen an den Wänden, Klanginstallationen und Lichtinszenierungen. So entsteht ein multimedialer Erlebnis- und Entdeckungsraum. Das führen wir an vier verschiedenen Orten Brandenburgs auf. Zu jeder der drei konzentrierten Spielzeitphasen ist ein spezielles Orchesterprojekt geplant – für mich sind das die Highlights, wobei auch die kleineren Projekte sehr spannend sind. Manuel Dengler: Natürlich sind die Projekte, in denen man als Künstler involviert ist, von Natur aus bedeutsam. Viele der Solisten sind enge Freunde. Das sind dann stets besonders intensive Konzerte, weil uns die Musik und die Freundschaft verbindet. Es entsteht eine intensive Energie. Ich kann keine Highlights nennen, weil in jedem einzelnen Projekt so viel an Ideen und Meisterschaft steckt. Diese starke künstlerische Gemeinschaft ist das eigentliche Highlight für mich. Nun freue ich mich, dass es bald losgeht.
Mit dem Tripelkonzert haben Sie ein eigenständiges Format entwickelt. Was inspirierte Sie dazu?
Manuel Dengler: Es war wohl der Gedanke, die Ästhetik der Weite des Landes einzufangen und das mit künstlerischen Mitteln darzustellen. Dazu haben wir viele Möglichkeiten durchgespielt und merkten dabei, dass dies mit dem herkömmlichen Konzertgeschehen nicht funktioniert. Wir sind davon überzeugt, dass man Menschen anders zum Zuhören gewinnt, wenn man dieses institutionalisierte Konzertgeschehen aufbricht und eine ungewöhnliche Erfahrungsebene schafft.
Dazu verlassen Sie ja auch den gewohnten Konzertsaal.
Elisabet Iserte-López: Das ist Programm – zu Schlössern, Kirchen und Herrenhäusern kommt aber auch ein Beachvolleyballfeld. Oder die Konzerte „Till Eulenspiegel zieht durch die Mark Brandenburg“, in denen neben den Musikern ein Schauspieler agiert.
Wer sind bei all den vielfältigen Projekten Ihre Partner?
Manuel Dengler: Das sind viele, so das Berliner Ticketportal Reservix, das uns auch im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, das Kulturradio des RBB, die Kulturfeste des Landes Brandenburg, der Kulturbund in Königs Wusterhausen, der Spreewaldverein, das Filmtheater Weltspiegel in Cottbus, verschiedene Lions-Clubs. Dazu kommen regionale Tourismusinstitutionen und Landesministerien. Wir freuen uns über so viele Menschen, die sich für die Inhalte des Festivals begeistern, und sind überzeugt, dass wir solche Partner überall im Land finden.
Sie sind beide weit gereist. Was macht für Sie den Reiz des Landes Brandenburg aus?
Manuel Dengler: Die großartige Natur mit ihrer Kraft. Elisabet Iserte-López: Egal wo man hinfährt, man findet ganz bestimmt eine tolle Kirche, ein anmutiges Schloss oder ein altes Herrenhaus – es ist ein Land für Entdecker.
Festspiele Mark Brandenburg
Ein ganzjähriges Kulturfestival. Im Fokus steht die klassische Musik – ohne darauf beschränkt zu sein.
Über 30 Veranstaltungen an 21 Veranstaltungsorten, Konzerte in 11 Landkreisen, Gastspiele in Berlin.
3 konzentrierte Spielzeitphasen:
Phase I (Juni 2019) „Eine musikalische Klang-Reise durch Brandenburg“
Phase II (September 2019) „Folklore und Identitätssuche“
Phase III (November 2019) „Film und Filmmusik“
Elisabet Iserte-López (Cello)
Künstlerische Leitung Festspiele Mark Brandenburg
• Orchestermanagement Residenzorchester Mark Brandenburg
• 1992 in Barcelona geboren, studierte sie am Musikkonservatorium
ihrer Heimatstadt, Abschluss mit Auszeichnung, verschiedene Meisterkurse und Engagements. Sie konzertiert in weltweit bedeutenden
Konzertsälen wie dem Gewandhaus Leipzig, Konzerthaus Berlin oder der Berliner Philharmonie.
Manuel Dengler (Dirigent, Viola)
Intendant Festspiele Mark Brandenburg
• Dirigent und Künstlerischer Leiter Residenzorchester Mark Brandenburg.
• Im Alter von sieben Jahren erhielt er ersten Geigenunterricht bei Prof. Lujun Xie. Bald folgten erste Auftritte und Konzertreisen. Die Bratsche ist seit 2004 sein Hauptinstrument.
• Bereits während seines Studiums an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart war er Mitgründer eines Musik- und Medienproduktionsunternehmens. Seitdem entwickelt er Projekte
und Konzepte, die künstlerische Ausführung, Kommunikation und Medienproduktion als Einheit begreifen.
• Rege Konzerttätigkeit als Gastdirigent internationaler Orchester.
Das komplette Programm unter www.festspiele-mb.de