Das Galakonzert anlässlich der Verleihung der Nobelpreise im Konserthuset, dem Stockholmer Konzerthaus, ist einer der Höhepunkte der Nobelwoche in der schwedischen Hauptstadt. Warum eine Begegnung in der Konzertpause Dr. med. Volker Rasch besonders beeindruckte, erzählte uns der renommierte Potsdamer Augenarzt.
Die Geschichte der Reise nach Stockholm begann für Dr. Rasch bereits im Oktober 2018, als er las, dass unter den Nobelpreisträgern der Physiker Gérard Mourou ist, der zusammen mit der Kanadierin Donna Strickland für die Methode zur Generierung hochintensiver, ultrakurzer optischer Impulse geehrt wurde. Ihre Erfindung habe die Laserphysik revolutioniert, begründete die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften ihre Entscheidung. Und was hat das mit Potsdam und Dr. Rasch zu tun? Kurz gesagt: Ohne die bahnbrechenden Forschungen der diesjährigen Physik-Nobelpreisträger gäbe es keine Femto-Lasik (Laserkorrektur der Hornhaut) und keine moderne Femto-Katarakt- OP. Zu letzterer hatte Dr. Rasch schon 2002 die Idee, die Femtosekundenlasertechnologie, die es bis dahin nur für den Hornhautschnitt bei der LASIK gab, auch für die OP des „Grauen Stars“ einzusetzen. Der Mediziner entwickelte dann gemeinsam mit dem Kleinmachnower Physiker Dr. Georg Korn das Konzept für die neue OP-Methode. Dieser wiederum hatte während einer früheren Professur in den USA mit Gérard Mourou die grundlegenden Untersuchungen mit Femtosekundenlasern durchgeführt und publiziert. "
So war es kein Wunder, dass beide nun auch nach Stockholm fuhren, um den Gewinnern des Nobelpreises vor Ort gratulieren zu können.
Ein Flug nach Stockholm war schnell gebucht. Dann hatten sie auch noch das Glück Karten für das Nobelpreiskonzert zu bekommen, das die alljährliche musikalische Hommage an die Nobel-Preisträger darstellt. Und so saßen Dr. Rasch und Dr. Korn am Abend des 8. Dezember im ersten Rang des Konserthuset. „Plötzlich wurde es im Saal mucksmäuschenstill, das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra stand auf und mit ihm der ganze Saal. Alle drehten sich um 180 Grad und die königliche Familie betrat ihre Loge. Alles in tiefer Stille, ohne Beifall“, berichtet Dr. Volker Rasch. Er schwärmt noch immer mit Gänsehaut von dem musikalischen Erlebnis des Nobelpreiskonzerts, den sensiblen Fähigkeiten der Dirigentin Karina Canellakis und der Violinistin Lisa Batiashvili. Doch die beeindruckendste Begegnung brachte die Konzertpause, denn die beiden Brandenburger konnten nun den beiden Nobelpreisträgern persönlich gratulieren. Alle waren sich einig, dass die Femtolasertechnologie zu den direkt am Menschen wirksamen Fortschritten in der Medizin gehört. Millionen Menschen konnte bereits geholfen werden, die Welt klarer zu sehen.
Was sind nun eigentlich die Vorteile für den Patienten, wenn die Operation des „Grauen Star“ mit dem Femtosekundenlaser vorgenommen wird, frage ich Dr. Rasch. „Die computergesteuerte kreisrunde Eröffnung der Augenlinse mit dem Femtolaser kann kein Operateur von Hand so exakt in definiertem Durchmesser vornehmen. Dies ist für die Implantation von sogenannten Premiumlinsen Bedingung. Und die darauf folgende Zerkleinerung des Linsenkerns ist schonender als mit der Anwendung von Ultraschall. Dies ist insbesondere bei sehr harten Linsen ein riesiger Vorteil und schont das Auge bei der Operation. Das Lasersystem misst die Härte der Linse und passt die Energie entsprechend an. Außerdem kann mittels definierter Entlastungsschnitte in die Hornhaut eine höhere Verkrümmung derselben (Astigmatismus) korrigiert und somit das OP-Ergebnis verbessert werden.“ Nach den Erlebnissen in Stockholm wartete zu Hause in Potsdam wieder die ganz normale tägliche Arbeit mit den Patienten, die im Graefe- Haus auf ein besseres Sehen hoffen. Und – die Eindrücke des Nobelpreis-Wochenendes motivieren im Alltag wie auch für neue Ideen und Entwicklungen.