Albrecht war der Erste. Nun hat er mit Sophie eine wunderschöne Ehefrau. Das Traumpaar kommt aus Beelitz und steht als standesgemäße Markenbotschafter für eine kleine, feine Brandenburger Spirituosen-Manufaktur.
Gin ist in. Dabei hat das heutige Trendgetränk eine Historie, die bis in die Klöster und Apotheken in der Zeit der Renaissance reicht, wo findige Menschen früh herausfanden, dass Wacholder die Lebensgeister weckt und hilft, den Körper vor Infektionen zu schützen. Die betagten Erfahrungen bestätigte längst die moderne Forschung: Die Früchte der „Zypresse des Nordens“ besitzen eine stark keimtötende und abwehrsteigernde Kraft. Der erste Gin wurde im 16. Jahrhundert in Holland destilliert, der Namen Genever ist das holländische Wort für Wacholder. Englische Soldaten brachten das Getränk auf die Insel, wo aus Genever kurzerhand Gin wurde. Schon in den ersten überlieferten Rezepten ist zu lesen, dass zehn klassische Botanicals über Nacht mazeriert wurden. Da ist eine Art „einweichen“, bei dem die botanischen Zutaten ihre Aromen an die Flüssigkeit abgeben. Neben den obligatorischen Wacholderbeeren sind Koriandersamen, Arznei-Engelwurz, Orangen- und Zitronenschalen in den historischen Unterlagen aufgeführt. Die komplette Liste und Mengenangaben waren Geheimnis des Brenners. „Das ist noch immer so, sowohl das Mazerieren als auch die persönlichen Geheimnisse der Rezepturen“, weiß Thomas Häberer, aus dessen Spirituosen-Manufaktur Albrecht Gin und Sophie von Winzenburg kommen. Doch bevor die auf der Bildfläche erschienen, war es ein weiter Weg für den 37-Jährigen, in dessen Biografie und Familiengeschichte man vergebens nach brennenden Traditionen sucht."
„Es ist ein Hobby“, bekennt der Maschinenbauingenieur, der nach dem Studium in Wildau und einem MBA-Abschluss in Wien ein Auslandssemester in Schottland absolvierte, wo Gin neben Whisky einen Dauerplatz auf der Spirituosen-Überholspur innehat. Danach arbeitet Thomas Häberer in Stuttgart und stellte bei Ausflügen ins Land fest, dass in beinahe jedem Dorf das geerntete Obst in Flaschen landet. „Den Gesprächen mit den Inhabern der Klein-Brennereien folgten schon bald Kurse und Seminare. Und natürlich interessierten mich immer sowohl die technischen Abläufe als auch die chemischen Prozesse“, so der Ingenieur, der vor sieben Jahren nach Brandenburg zurückkehrte. Als er kurze Zeit später eine Tisch-Destillieranlage ins Haus brachte, ahnte Ehefrau Susanne wohl schon, dass Forschergeist und Experimentierfreude ihren Mann zu Großem anspornen werden. Praktisch erwies sich dabei, dass sie als langjährige Marketingmitarbeiterin bei der grafischen Gestaltung und dem Storytelling unterstützen kann. Es brauchte viele Versuche und einen großen Berg an Genehmigungen, bis Thomas Häberer im Oktober 2017 die erste Charge Gin in die 0,5-Liter-Flaschen abfüllen konnte. Der Gin erhielt den Namen Albrecht nach Albrecht I., auch Albrecht der Bär genannt, der im 12. Jahrhundert die Mark Brandenburg gründete. „Der Name ist eine Hommage an unseren Gründer und drückt die Liebe zu unserer Heimat aus“, so der Beelitzer, den es dann doch überraschte, dass ein Spirituosenhändler der Region gleich die komplette erste Albrecht-Abfüllung aufkaufte. „Ich wollte von Beginn an einen geschmacklich einzigartigen Gin schaffen, der traditionell und sorgfältig gebrannt ist und dessen Zutaten – wo es möglich und sinnvoll ist – aus der Region kommen“, so Thomas Häberer, der dafür sorgte, dass Albrecht nicht einsam bleiben musste. Er kreierte einen Gin, der vier Wochen mit Aroniabeeren mazeriert. 16 Botanicals, darunter Äpfel, Ingwer, Hibiskusblätter und Rosenblüten, sorgen für einen fruchtig- floralen Geschmack und eine intensive rote Farbgebung. Das edle Getränk erhielt den Namen Sophie von Winzenburg, erste Markgräfin von Brandenburg und damit die Ehefrau von Albrecht der Bär. Schön zu wissen, dass das Paar einst nicht aus ökonomischen Erwägungen, sondern aus Liebe zusammenfand und mit ihrer Heirat den östlichen mit westlichen Teil des Landes miteinander vereint. Längst begeistern Sophie und Albrecht Gin-Kenner, Bartender und Inhaber ausgewählter Restaurants in der Metropolenregion. Die wachsende Fangemeinde weiß, dass hinter einem solchen GeGeschmack viel Mühe, Geduld und Arbeit stecken. „Es ist ein Manufakturprodukt. Der Gin wird in kleinen Losen destilliert und von Hand abgefüllt. Somit ist jede Flasche ein Unikat. Die Kunst besteht darin, im richtigen Augenblick den Destilliervorgang zu beenden“, erklärt Thomas Häberer. Alle Zutaten kommen aus kontrolliert biologischem Anbau, „weil wir nur so deren Herkunft nachvollziehen können. Zugleich sind die Anbaubedingungen klar definiert“, so der Manufaktur- Inhaber. Das Auge des Gesetzes überwacht jeden einzelnen Brennvorgang. Konkret: Am Morgen eines „Brenntages“ erscheint ein Mitarbeiter des Zolls und entfernt die Plomben an den Brennkesseln. Am Abend werden die Ergebnisse detailliert protokolliert und neue Plomben gesetzt.
Destillierraum lässt in seiner Reinheit und Ordnung eher an ein Labor denken. Dabei ist er ja auch ein wenig Hexenküche, denn Thomas Häberer entwickelt viel Spaß an neuen Kreationen. Gerade mazeriert er Flieder aus dem Garten des Beelitzer Restaurants „lokal genial“ für einen Likör. Auch Haselnüsse und Himbeeren entwickeln ihren Geist und sollen schon bald das Portfolio ergänzen. Einen „Heilstätten-Elixier“-Gin soll es auch noch geben. Kein Wunder, dass die Destillieranlage dem nicht mehr gewachsen ist. Ingenieur Häberer hat dafür längst einen Plan und wird in diesem Jahr die Produktion vergrößern.