Politiker und Buchautor
Als Matthias Platzeck Anfang März im Hans Otto Theater sein Buch „Wir brauchen eine neue Ostpolitik“ vorstellte, war das ein Heimspiel für den 1953 in Potsdam geborenen Politiker, dessen bewegte politische Karriere als Umwelt-Aktivist in der Endzeit-DDR begann. Seine erste politische Station nach der deutschen Einheit war das Ministeramt für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung im Land Brandenburg (1990-98), dem folgten vier Jahre Arbeit als Oberbürgermeister von Potsdam. Im Juni 2002 wurde er als Nachfolger Manfred Stolpes zum Ministerpräsidenten von Brandenburg gewählt. Da war er bereits zwei Jahre Landesvorsitzender der SPD Brandenburg, von November 2005 bis zum April 2006 amtierte er als Bundesvorsitzender der SPD, getragen von 99,4 % der Stimmen. Schon damals machten Berichte über seinen angeschlagenen Gesundheitszustand die Runde, zum Jahreswechsel 2005/2006 erlitt der Politiker seinen ersten Hörsturz. Im August 2013 trat er zuerst als SPD-Landesvorsitzender und zwei Tage später als Ministerpräsident aus gesundheitlichen Gründen zurück."
20 Jahre nach der deutschen Einheit veröffentlichte er als aktiver Mitgestalter dieses Prozesses mit „Zukunft braucht Herkunft: Deutsche Fragen, ostdeutsche Antworten“ sein erstes Buch, in dem es heißt: „Im 21. Jahrhundert werden uns Demokratie und Einheit nur gelingen, wenn wir gemeinsam den Bürgergeist des ostdeutschen Aufbruchs von 1989 neu entdecken.“ Nun erschien sein neues Buch, das heftige Diskussionen auslöst, denn seine offene Haltung gegenüber Russland unter Wladimir Putin stößt teilweise massiv auf Kritik. Damit hat der Vorstand des Deutsch-Russischen Forums e. V. gerechnet und verweist auf seine politischen Vorbilder Willy Brandt und Egon Bahr. Als sie Ende der sechziger Jahre die Hand nach Osten reichten und die Politik durch Annäherung konzipierten und mit Leben erfüllten, stießen sie auf heftige Kritik. „Shitstorm würde man wohl heute sagen“, so Matthias Platzeck bei der Veranstaltung im Hans Otto Theater. Er fordert daher nichts weniger als eine neue Ostpolitik: Wieder geht es darum, „Gräben zu überwinden, nicht zu vertiefen“ (Willy Brandt) – denn der Frieden ist in Gefahr wie nie zuvor. Matthias Platzeck, den Russen und ihrem Land von Kindheit an verbunden, engagiert sich für einen Dialog auf Augenhöhe: Deutschland sollte Russland endlich als Partner akzeptieren und dessen Interessen ernst nehmen. Für diesen Perspektivwechsel muss man nicht mit allem einverstanden sein, was in Moskau passiert. Aber es hilft das Eingeständnis, dass auch der Westen in den vergangenen Jahrzehnten entscheidende Fehler begangen hat. „Wir brauchen eine neue Ostpolitik“ will und kann Diskussionen auslösen, um „neue Wege des Miteinanders“ zu gehen.
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