Vicco von Bülow, Humorist, Karikaturist, Schauspieler
Vicco von Bülow, bekannt als “Loriot”, geboren am 12. November in Brandenburg an der Havel, würde im November seinen 100. Geburtstag feiern. Er verstarb bereits 2011 in Ammerland am Starnberger See. Der großartige Humorist wuchs in Berlin auf. 1938 zog er nach Stuttgart, wo er Abitur machte. Mit gerade 18 Jahren wurde er zum Wehrdienst eingezogen, wo er eine Offiziersausbildung durchlief. Nach dem Krieg arbeitete er als Holzfäller. Von 1947 bis 1949 besuchte er die Landeskunstschule in Hamburg. Seit dem arbeitete er als Werbegrafiker und Karikaturist. In späteren Jahren war er auch Schauspieler, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner. 2003 wurde er zum Honorarprofessor für Theaterkunst an der Berliner Universität der Künste ernannt. Der Künstlername Loriot, den er seit den 1950er Jahren verwendete, ist das französische Wort für Pirol, dem Wappentier der Familie von Bülow.
Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten auf der Karriereleiter veröffentlichte er seine typischen Knollennasenmännchen in in- und ausländischen Journalen, in Büchern oder im Fernsehen als Trickfilm. Selbst in der ehemaligen DDR erschienen einige seiner Bücher bei Eulenspiegel und Reclam.
Loriots Werke – von der Zeichnung bis zur TV-Figur – beschäftigen sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Kommunikationsstörungen, mit dem Aneinander-vorbei-Reden. Intelligent und subtil nahm er die Eigenarten der Menschen aufs Korn. Gerade im Alltäglichen sah er das Bedeutende. Seine großartige Beobachtungsgabe koppelte er mit feinem Sprachwitz.
Zu seinen bekanntesten Schöpfungen gehören Herr Müller-Lüdenscheid, der mit Dr. Klöbner in der Hotelbadewanne die Ente zu Wasser lässt, Wum und Wendelin, die in der TV-Show Der Große Preis ihren regelmäßigen Auftritt hatten, die Figur des Ödipussi im gleichnamigen Film, das Ehepaar Hoppenstedt sowie Erwin Lindemann, der 66-Jährige Lottogewinner.
Die Figur des Waldmopses, ein kleiner Hund mit elchartigem Geweih und Ringelschwanz, entstammt ebenfalls der Feder des Humoristen. Ihm zu verdanken ist der markante Satz: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ In der Stadt Brandenburg gibt es seit 2015 vier Mopsareale, in denen nach und nach 25 Waldmöpse „ausgewildert“ wurden. Es handelt sich dabei um etwa 50 Zentimeter große Bronze-figuren, die sitzen, stehen, schlafen und schnüffeln. Die Stadt ehrte ihren berühmten Sohn ferner mit einer Knollennasenfigur, die am Altstädtischen Markt auf einer Bank sitzt; 1993 erhielt Loriot die Ehrenbürgerwürde. Mehrmals trug er sich ins Gästebuch der Stadt ein, letztmalig 2009 mit dem aus seiner Feder stammenden markanten Spruch: „Die Ente bleibt draußen.“
Auch Loriot blieb seiner Geburtsstadt über die Jahrzehnte treu. Er gründete in Brandenburg an der Havel die Vicco-von-Bülow-Stiftung, die den Erhalt von Denkmälern und Kunstschätzen fördert. Des Weiteren unterstützt sie bedürftige Einwohner der Stadt. 2009 beteiligte sich die Stiftung an der Restaurierung der Nordkapelle in der St. Gotthardkirche – seiner Taufkirche.
Seinen 100. Geburtstag nimmt das Brandenburger event-theater im November zum Anlass, eine spaßige Hommage zu produzieren, die genau wie Loriot einen subversiven Blick auf den Alltag wirft. Loriot hätte daran sicherlich seinen Spaß.
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