Am, im, unter und auf dem Wasser

Foto: Dagmar Schwelle

Das Grün der Wälder flirtet mit dem Blau des Wassers und ist heimlich verliebt in die goldgelben Strahlen der Sonne. Es ist Sommer! Rund 3.000 Seen in Berlin und Brandenburg, dazu Flüsse und Kanäle verlocken zu Spaß, Entspannung und Erkundungen. Es muss nicht immer Meer sein. Wir haben das Paradies vor der Haustür. 

Urlaub auf dem Wasser liegt voll im Trend: Vom Boot in den See springen, Ankern in stillen Buchten, Naturlandschaften entdecken, Entschleunigung spüren, von sanften Wellen in den Schlaf geschaukelt werden, Robinson-Gefühle pur erleben … Floßtouren sind zum „Schnuppern“ für Neulinge bestens geeignet und machen Lust auf mehr. In Berlin und Brandenburg dürfen Motor- und Elektroboote bis 15 PS (11,04 KW, etwa sechs bis zwölf km/h) auf den Binnenschifffahrtsstraßen ohne Fahrerlaubnis gefahren werden. Bei den meisten Anbietern gibt es vor Antritt der ersten Fahrt eine Einweisung in Theorie und Praxis. Dann geht es aufs Wasser! Das Angebot ist groß und umfasst alles zwischen fest verankerten schwimmenden Ferienhäusern – sogenannte Floating Houses – am Seeufer bis hin zum luxuriösen Hausboot mit Sauna und Kamin. Viele Charterboote sind bereits mit Rädern ausgestattet, was zu Entdeckung an Land inspiriert. Festmachen können die Freizeit-Skipper in mehr als 800 Sportboothäfen, Marinas, an Wasserwanderrastplätzen und Anlegestellen. Wohin die Reise geht? Das ist wohl eine noch schwerere Entscheidung als die für das Domizil auf dem Wasser, denn mit rund 33.000 Kilometern Fließgewässer bieten Berlin und Brandenburg zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern das größte vernetzte Wassersportrevier in Europa. Das ermöglicht unterschiedliche Touren und etliche Kombinationsmöglichkeiten. Wer möchte, kann sogar die Hauptstadt vom Wasser aus entdecken.  

Im Kanu ganz nah an der Natur

6.500 Kilometer der Brandenburger Wasserwege sind mit Kanu, Kajak und Co. befahrbar. Sanfte Strömungen lassen das Boot auf dem Wasser schaukeln, perfekt für ruhesuchende Wasserwanderer und Familien, denn wo sonst erlebt man geschützte Naturräume Auge in Auge mit tierischen Weggefährten wie Storch, Fischotter & Co. Die Faszination des Wassers und der Familie waren es auch, die den gelernten Betriebswirt Mario Ebhardt von Thüringen ins Feldberger Seenland zogen. Rund 20 Tourenvorschläge offeriert sein Unternehmen „Nordlicht“ in Fürstenberg/Havel. Das reicht vom entspannten Paddeln auf dem Baalensee vor der Nordlicht-Tür bis zu anspruchsvollen mehrtägigen Wasserwandertouren auf der Mecklenburgischen Seenplatte im Norden oder Berlin im Süden. Viel Planung braucht die Tour nicht. Die Campingplätze der Wasser-Wander-Region finden immer ein Eckchen für Kanuten. Vorkenntnisse? „Nein, braucht man nicht, das hat jeder nach ein paar Minuten drauf“, nimmt Mario Ebhardt die Startangst. Sämtliches Equipment vom Boot bis zu Westen (auch für Nichtschwimmer und Kinder) und Spritzdecke gibt’s bei Nordlicht. Zum Service des wasserbegeisterten 37-Jährigen gehört, dass Crew samt Boot zum Startpunkt gefahren oder am Ziel abgeholt wird. „In der Ferienzeit, an den Sommerwochenenden und Feiertagen empfiehlt sich eine Reservierung“, so Mario Ebhardt. Übrigens: Nach Fürstenberg kann man ganz bequem mit der Regionalbahn reisen. 

Mörderisches im Spreewaldkahn

Der Wald spiegelt sich in den Wasserläufen, an den Ufern alte Holzhäuser, einsame Inselgehöfte, Storch und Rotmilan wünschen sich eine gute Nacht, Rotbauchunke, Moor- und Grasfrosch stimmen ein Konzert an … willkommen im UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald. Über 300 Kilometer befahrbare Fließe verbinden sich in dieser einzigartigen Kultur- und Naturlandschaft zu einem blauen Labyrinth, das Gäste auf den traditionellen Spreewaldkähnen oder Kanuten auf ihren Touren zuweilen an die Everglades denken lässt. Ein Schuss Romantik gehört auch zu Fahrten mit Franziska Steinhauer im traditionellen Spreewaldkahn. „Wir starten in der Dämmerung im Spreehafen Burg und fahren zwei Stunden lang durch die Nacht“, berichtet die Cottbuser Krimi-Autorin. „Der Spreewald hat alle Zutaten, um es schnell unheimlich werden zu lassen: es ist mucksmäuschenstill, meine kleine Leselampe ist das einzige Licht in der Dunkelheit, Fledermäuse schwirren durch die Luft, manchmal touchiert ein Ast den Kahn“, beschreibt Franziska Steinhauer die Atmosphäre, die sich mit ihren Krimis potenziert, denn hier geht es schnell hart zur Sache. Meist bleibt es nicht bei einem Toten. Schauplatz ihrer über 30 Kriminalromane ist häufig der Spreewald. Die erfolgreiche Schriftstellerin kann dabei ihre Geschichten auf zwei solide Beine stellen, denn zum einen lebt sie über 30 Jahre in Cottbus und zum anderen absolvierte sie nach ihrem Pädagogikstudium ein Master-Studium in Forensic Sciences and Engineering, um mit Sachwissen in ihren Büchern auf Mörderjagd zu gehen. Und so liest Franziska Steinhauer am 27. Juli aus ihrem Buch „Spreewaldrauschen“ und am 3. August geht es um einen „Spreewaldmord“. Nach ungefähr einer Stunde wendet der Kahn. Auf der Rückfahrt liest die Autorin Kurz-Krimis, kombinieren und mitfahnden ausdrücklich erwünscht. Die Idee zu den Touren hatte Franziska Steinhauer selbst und fand in den Mitarbeiterinnen der Touristinformation Burg Verbündete. Die schaurig-schönen Fahrten starten im Fährhafen Burg, sie enden in diesem Jahr am 20. September. Eine Fortsetzung des Erfolgsmodells „Mit dem Krimikahn in die Nacht staken“ im Sommer 25 ist geplant. 

Mit einer Fläche von 7,4 Quadratkilometern ist der Müggelsee Berlins größter See

Den Sommer mit viel Spaß genießen

Wer Abenteuer auf und im Wasser sucht, muss nicht ans Mittelmeer reisen. Mayadi Diving betreibt eine Tauchschule im ägyptischen Hurghada und im brandenburgischen Zehdenick. Die Wasserski-Seilbahn im WakePark auf dem Petersdorfer See bei Bad Saarow hat 4 Masten und einen Umlaufkurs von 740 Metern sowie 13 Features. Bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h werden fortlaufend mehrere Wasserskifahrer ein- und ausgekoppelt. Wasserski, Wakeboards, Spezialski und Neoprenanzüge können ausgeliehen werden. Selbst zum Surfen muss man nicht mehr ans Meer fahren. Die guten Winde im Lausitzer Seenland sind bei Surfern schon längst kein Geheimtipp mehr. Bei ihnen besonders beliebt sind der Geierswalder See, der Bärwalder See sowie der Senftenberger See. Ebenfalls gute Bedingungen bieten Dreiweiberner See, der Partwitzer See sowie die Talsperre Spremberg. Einsteiger laden die Surfschulen am Senftenberger See und Partwitzer See ein. Adrenalin pur. 

Ein Kapitän lädt auf seine Yacht ein 

Der „Seegang“ ist ruhig und die dreizehneinhalb Meter lange Yacht des Kapitäns Günther Winkler, dem Betreiber von Ahoi Yachting, schaukelt an ihrem Liegeplatz im Jachthafen von Potsdam seicht und friedlich von Steuerbord nach Backbord. Das Mahagoniholz auf dem Panorama-Deck auf der „Carpe Diem I“ ist frisch gebohnert und wartet auf runde Geburtstage, Unternehmensfeiern, Hochzeiten oder Ausflugsfahrten. Die Touren, die beim Profiskipper gebucht werden können, sind individuell vereinbar. Durch die Innenstadt von Potsdam, an den Schlössern und Villen vorbei zum großen Müggelsee, oder durch das Regierungsviertel Berlins. „In meinen Augen haben wir hier die attraktivste Wasserlandschaft in ganz Deutschland. Es gibt hier nicht nur schöne Gewässer und Natur, sondern auch schöne Landschaften und Kultur“, schwärmt Günther Winkler über seinen Arbeitsplatz. Um das Eventschiff, samt kulinarischer Vollversorgung von Buffet bis Barbecue zu betreiben, ist eine Crew vonnöten. Und diese besteht meistens aus seiner Lebensgefährtin Gabi, die die Gäste an Bord mit allem versorgt, was für einen gelungenen Ausflug auf dem Wasser benötigt wird. Mittlerweile könne man sogar Wasserski, Bananenschlauchboot und Jetski dazubuchen. Sogar Trauungen haben Günther und Gabi schon auf dem Wasser erlebt. Denn über eine Kooperation mit dem Standesamt in Berlin Mitte wurde aus der passend weißen Yacht ein offizieller Trauort. Winkler fügt hinzu, „bis jetzt haben immer alle ‚ja‘ gesagt und nach der Zeremonie können wir mit voller Fahrt in den nächsten Lebensabschnitt starten“. Die „Carpe Diem II“ sei übrigens schon in Arbeit.  

Schwimmendes Ferienhaus – Foto: FHG floating house GmbH

Vom Land auf das Wasser schauen

Potsdam, die charmante Stadt mit ihren historischen Gebäuden und malerischen Seen, ist nicht nur ein kulturelles Juwel, sondern auch ein Ort der Entspannung und Erholung. Inmitten dieses idyllischen Ambientes liegt das Kongresshotel Potsdam mit Seeblick, am Ufer des malerischen Templiner Sees gelegen. In der Freiluftbar im Garten des renommierten Hauses kann man mit einem coolen Drink in der Hand den Blick auf das glitzernde Wasser und die umliegende Natur schweifen lassen oder sich in einem der Liegestühle oder Strandkörben entspannen. Wenn der kleine oder große Hunger kommt, findet man bestimmt etwas Leckeres auf der Speisekarte. Immer freitags gibt es einen BBQ-Abend. 

Die Wasserstadt Berlin 

Die erste Feststellung hier: Berlin hat ganz nah am Wasser gebaut. Bereits im Mittelalter erkannten die Menschen, dass Spree, Havel und Dahme gute Voraussetzungen für den Handel boten. Später wurden die Baustoffe für die wachsende Stadt aus den Ziegeleien der umliegenden Mark über die Wasserstraßen gebracht. Wer die Metropole vom Wasser aus erkundet, entdeckt Seiten, die selbst viele Berliner nicht kennen. Fast 60 Quadratkilometer Seen, Flüsse und Kanäle liegen im Stadtgebiet. Der wohl beliebteste und bekannteste Weg, Berlin über das Wasser kennenzulernen, sind die etlichen Bootstouren über die Spree und die angrenzenden Seen. Der Klassiker ist die einstündige Citytour, aber die Möglichkeiten sind vielfältig. Wie wäre es mit einer individuellen Fahrt mit einem führerscheinfreien Elektroboot, der 7-Seen-Schiffstour mit immer wieder neuen Sichten auf die Kulturlandschaft am Ufer mit ihren Parks, Schlösser und Kirchen, mit einer Spreefahrt auf einem Solar-Katamaran oder an einem warmen Sommertag im Kanu, Tret- oder Ruderboot unterwegs sein? Wer selbst bei 30 Grad im Schatten noch joggen geht, sollte über eine Wasseralternative nachdenken: ein SUP ausleihen, das nicht nur viel Spaß macht, sondern zugleich gut fürs Gleichgewicht und viele verschiedene Muskelgruppen ist. Wer dann Lust auf noch mehr hat: Verschiedene SUP-Stationen – wie die am Funkhaus in der Nalepastraße oder in Schmöckwitz – bieten Yogakurse auf dem SUP an. Schön oben bleiben und Balance halten!

Grüner Stadtrand mit blauen Augen: der Müggelsee

Mit einer Fläche von 7,4 Quadratkilometern ist der Müggelsee Berlins größter See – für viele auch der schönste See der Stadt. Mit Superlativen ist das so eine Sache, aber in jedem Fall tut es gut, am, auf, im und rund um den Müggelsee zu sein. Das hat wohl mit dem beschaulichen Friedrichshagen, der beinahe dörflichen Siedlungsstruktur am Wegesrand, stattlichen Villen und historischen Gemäuern an den Ufern, dem vielen Grün von Auen, Feuchtwiesen, Laub-, Nadel- und Mischwäldern zu tun. Sogar mit Sandstrand punktet der Müggelsee, der schon vor über 100 Jahren zum Sehnsuchtsort von Sonnenhungrigen, Naturliebhabern, Wassersportlern und Künstlern wurde. Rund 17 Kilometer umfasst der Wanderweg rund um den ganzen Müggelsee im Sommer, wenn die beiden Fähren F23 (Müggelwerderweg-Kruggasse) und F24 (Müggelheim-Rahnsdorf) verkehren (nutzbar mit dem BVG-Ticket). In der kalten Jahreszeit verlängert sich die Umrundung um knapp zehn Kilometer. Ob kurz oder lang – der Weg um den See ist zu jeder Jahreszeit großartig! Die Gegend im Südosten der Hauptstadt zwischen beschaulicher Bölschestraße, Spreetunnel, Müggelturm, Teufelssee, dem bezaubernden Neu-Venedig, dem alten Fischerdorf Rahnsdorf lockt an den See und zu Erkundungen, die manchmal tief in die Geschichte der Region führen. Wer sich auf den Weg begibt, sollte Badesachen mitnehmen, denn es gibt immer wieder Möglichkeiten, das Wasser direkt zu genießen. Und noch ein Tipp: Im Biergarten der Fisch-Borke am Ostufer des Müggelsees wird der Gast in den Abendstunden (pardon, schon wieder ein Superlativ) mit den schönsten Sonnenuntergängen Berlins belohnt.   

Ein Paradies für Wasserratten, Fische und Angler

Die Krumme Lanke bekam ihren Namen durch ihre gekrümmte Form. Sie liegt im Südwesten Berlins, im Bezirk Steglitz-Zehlendorf am Rande des Grunewalds. Von dichtem grünem Wald umgeben, führt ein langer Uferweg am See entlang. Im Sommer finden sich viele Wasserratten an den Stränden ein, Die Wiese an der Fischerhüttenstraße kann auch zum FKK-Baden genutzt werden. Auf der anderen Seite der Fischerhüttenstraße liegt der Schlachtensee. Er ist nicht nur wegen seiner guten Verkehrsanbindung ein beliebtes Ausflugsziel.  Im Sommer sind unzählige Badegäste zu finden. Doch nicht nur bei ihnen ist der sauberste Berliner Badesee beliebt. Auch die Angler schätzen die hohe Wasserqualität – und ziehen Flussbarsche, Güster und Gründlinge aus dem Wasser des schlauchförmigen Sees. Um den See ist ein 5,5 Kilometer langer, durchgängiger Uferweg angelegt, der zum Spazieren oder Joggen einlädt. Am Ostufer befindet sich die „Fischerhütte“, ein denkmalgeschütztes, historisches Gasthaus mit Biergarten und Kinderspielplatz. Am See können auch SUP-Boards Ruderboote ausgeliehen werden. 

„Pack’ die Badehose ein, nimm’ dein kleines Schwesterlein und dann nischt wie raus nach Wannsee…“ 1951 sang die damals siebenjährige Cornelia Froboess in einer Fernsehsendung diesen Schlager, der den Wannsee deutschlandweit bekannt machte. Mit Recht, denn dort befindet sich nicht nur das berühmte Strandbad Wannsee, das europaweit eines der größten Freibäder an einem Binnengewässer ist. Es gibt am Wannsee noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten und Erholungsmöglichkeiten. Zum Beispiel die Pfaueninsel, die nur mit einer Fähre erreichbar ist und seit 1924 unter Naturschutz steht. Auf ihr können Spaziergänger die Natur genießen, Pfaue beobachten und das weithin sichtbare weiße Schloss besichtigen, das Friedrich Wilhelm II. Ende des 18. Jahrhunderts bauen ließ. Auch die Villa und der Garten des Malers Max Liebermann am Westufer des Wannsees lohnen einen Besuch. Ebenso das Haus der Wannsee-Konferenz, in dem die Nationalsozialisten 1942 die Organisation der Deportation und Ermordung der europäischen Juden beschlossen. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Auch per Schiff lässt sich der Wannsee entspannt entdecken. Von hier führen auch zahlreiche Dampferausflugsfahrten zu anderen Seen und ins Umland. 

Oder doch lieber ein Kontrastprogramm? Einfach mal an einem stillen See legen, in den Himmel schauen und an gar nichts denken … alles kann, nichts muss. 

Noch mehr wasserreiche Tipps unter:

www.reiseland-brandenburg.de 

www.visitberlin.de 

www.nordlicht-kanu.de 

www.burgimspreewald.de  

www.mayadi-diving.de 

www.lausitzerseenland.de  

www.2wave.de