Hubertus von der Goltz, Künstler, Installationsprofi, Balanceur
Seit dem 17. Mai scheint es, als wandere ein Balanceur über einen schmalen Grat zwischen den Türmen des Nauener Tores. Rund 20 Jahre hat es gedauert – von der Idee bis zur Realisierung. Der Künstler dieses Werkes ist Hubertus von der Goltz, der im Jahr 2000 zusammen mit Frank Michael Zeidler das ehemalige Pferdelazarett der Garde-Ulanen-Kaserne in Potsdam erwarb und das denkmalgeschützte Ensemble in Eigeninitiative zu einem Ort der Kunst umbaute. Seit 2001 arbeitet der vielfach preisgekrönte Künstler dort in seinem Atelier. Seit 2002 befindet sich hier auch der Sitz des Kunstvereins KunstHaus Potsdam e. V., an dessen Gründung von der Goltz beteiligt war.
Schon 2005 träumte Hubertus von der Goltz von einer Skulptur zwischen den Türmen des Nauener Tors. Damals gewann er mit dieser Vision den Potsdamer Kunstpreis für visionäre Bilder. Doch dann geschah viele Jahre nichts. Viele Bedenken um potentielle Risiken führten zum Stillstand des Projektes. Nach 19 Jahren konnte nun die Arbeit mit Hilfe des Kunstvereins und dem Rotary Club sowie der Baudenkmalpflege Roland Schulze, die für die bau- und denkmalgerechte Installierung der 500 Kilogramm schweren Konstruktion verantwortlich war, realisiert werden.
Die Potsdamer Installation „Balance mit sich selbst“ beschäftigt sich, genauso wie die balancierenden Figuren, die von der Goltz bereits u.a. in Chicago, in Kalamazoo/Michigan oder in Basel und in Shanghai realisiert hat, mit einem zutiefst menschlichen Thema: Wie finde ich mich selbst? “Derjenige, der balanciert, muss sich auf sich selbst und seinen Weg konzentrieren. Dies ist eine grundsätzliche menschliche Erfahrung”, sagt Hubertus von der Goltz und sieht Balance als Sinnbild für das eigene Leben mit seinen aktuellen Herausforderungen an.
Auch in seinem Leben musste der 1941 geborene Künstler seinen Weg finden. Mit nur vier Jahren verlor er aufgrund der Kriegswirren die Heimat in Ostpreußen. Die Eltern zog es nach Hamburg, dort absolvierte Hubertus von der Goltz eine Klavierbaulehre bei Steinway an die sich – ebenfalls bei Steinway – eine Musikalienhändlerlehre in Berlin anschloss. Da sein Herz jedoch etwas mehr für die Bildende Kunst als für die Musik schlug, nahm er Ende der 1960er-Jahre ein Kunststudium an der Hochschule der Künste in West-Berlin auf, wo er in den 1980er-Jahren sowohl als Künstlerischer Mitarbeiter als auch als Gastprofessor tätig war.
Seine Installationen sollen Menschen auffordern, über ihre eigene Position nachzudenken und sie zu entwickeln. „Mein Thema zielt auf den Einzelnen und seine Balance zwischen Denken, Handeln und Sein ab. Meine Arbeiten wollen Vorgaben für den Betrachter sein, sich und seine eigene Befindlichkeit zu reflektieren. Wege, Übergänge und Brücken stehen in meiner Arbeit als Symbole für die vielfältigen Probleme, die der Mensch zu bewältigen hat.“
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