Heiß her geht es immer freitags und sonnabends in Schwante. Denn dann wird am alten Dorfanger der traditionelle Holzbackofen angeworfen und Brot und Brötchen noch nach alt überlieferter, handwerklicher Herstellung gebacken.
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Brot und Backwaren kaufen viele bei Lebensmitteldiscountern. Vorgebackene Produkte, von der Großindustrie angeliefert, werden lediglich aufgebacken. Anders ist dies bei Handwerksbäckern, die zu einer immer selteneren Spezies werden. Doch es gibt sie tatsächlich noch. Einer dieser Leuchttürme mit weiter Strahlkraft ist die Bäckerei und Konditorei Plentz in Oberkrämer, Ortsteil Schwante. Hier befinden sich die Zentrale mit jüngst modernisierter Backstube, ein Café sowie besagter Holzbackofen im Freien. Letztgenannter geht jeden Freitag und Sonnabend in Betrieb, wird schon am Vorabend mit Buchenholz beheizt. Frisch heraus kommen mit dem Brotschieber Bauern- und Kräuterbrot, Zwiebel-, Käsekürbis- sowie Roggen-Dinkelkruste. Es sind Brote, die gleich mehrere Sinne ansprechen. Allein schon der Geruch von frischen Backwaren ist ein Erlebnis. „Der Geruch des Brotes ist der Duft aller Düfte. Es ist der Urduft unseres irdischen Lebens, der Duft der Harmonie, des Friedens und der Heimat“, formuliert es der tschechische Schriftsteller und Nobel-Preisträger Jaroslav Seifert etwas pathetisch, aber doch treffend.
Auch visuell wird der Kunde anders angesprochen als an der Selbstbedienungstheke. Die Auslagen sind ein wahrer Augenschmaus. Selbst die Haptik isst irgendwie ein bisschen mit, Kruste und Krume lassen sich gut ertasten. Last, but not least entscheidet der Geschmack. Eine Entscheidung, die jeder Verbraucher nach eigenem Gusto treffen muss. Es ist zudem eine Entscheidung, die in der Bäckerei Plentz oft nicht leichtfällt. Bei rund 25 Brotsorten hat der Kunde die verführerische Qual der Wahl. Verkaufsschlager in diesem Jahr ist das Vollkornbrot mit Ackerbohnen. Reich an Proteinen und Mineralstoffen, überzeugt es durch ein kernig-nussiges Aroma. Außerdem hält es sich lange frisch.
Rund 20 Sorten Brötchen gehören ebenfalls zum Sortiment. Klassiker und Highlight zugleich ist das für hiesige Gefilde so typische Weizen-Kleingebäck. Doch wer in den Plentz`schen Filialen nach weit verbreiteter Mundart „Schrippen“ bestellt, wird schnell als nicht von hier enttarnt. Die Stammkundschaft spricht stattdessen von „Handgedrückten“. „Sie sind außen zart-knusprig, innen ein bisschen weich“, weiß Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz über sein Spitzenprodukt zu berichten. Süße Leckereien dürfen nicht fehlen. Die Blechkuchen, gern mit saisonalen Früchten getoppt, oder Torten besitzen verführerische Eigenschaften. Mehrstöckige Hochzeitstorten, nach Wunsch angefertigt, stellen die Krönung der feinen Confiserie dar.
Auch die Regionalität spielt eine wichtige Rolle in der Unternehmensphilosophie. So kommt beispielsweise ein großer Teil des Getreides von der LSV Landwirtschafts GmbH, Schwante. Dessen Inhaber, Thomas Richter, besitzt in der Gegend rund 1.400 Hektar Acker- und Grünland, baut dort Mais, Weizen, Gerste und Raps an. Speziell für die Bäckerei Plentz züchtet er zudem den so genannten Champagner-Roggen, eine uralte Getreidesorte aus Norddeutschland. Sie hat hervorragende Backeigenschaften und schmeckt, zu Brot verarbeitet, mild-würzig.
Der Familienbetrieb Plentz, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1877 zurückreichen, ist nicht nur am idyllischen Dorfanger Schwante präsent, sondern in zahlreichen anderen Städten und Gemeinden. Die Bäckerei ist Träger des Gütesiegels „Goldene Brezel“ sowie des brandenburgischen pro agro Marketingpreises. Darüber hinaus engagiert sich die Familie um Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz für soziale Projekte, wie der Kampagne „5.000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Junge Konfirmandinnen und Konfirmanden backen alljährlich in deutschen Backstuben Brote, deren Verkauf weltweit Notleidenden gespendet wird. Rund 60.000 Teilnehmer haben so hierzulande in den letzten Jahren bereits über 200.000 Euro erbacken, die über die Evangelische Kirche Deutschland in bedürftige Länder transferiert werden.