Herbst-Wein-Zeit

Die Erde ist schwer und duftet, Blätter und Beeren leuchten in allen Farben zwischen Grün, Gelb und Rot und über alles legen die Morgennebel ihre zarten Schleier – es ist Herbst. Erntezeit. So mancher freute sich schon während der letzten heißen Augusttage auf die kühleren Temperaturen und die Genüsse dieser goldenen Jahreszeit.

Die Natur deckt jetzt den Tisch üppig, Äpfel und Birnen, Pflaumen und Preiselbeeren. Später kommen dann die Quitten, mit denen sich köstliche Süßspeisen, Konfekt, aber auch herzhafte Schmorgerichte etwa mit Wild und Lamm zaubern lassen. Nach den leichten Sommergerichten geht es nun in der Küche deftiger zur Sache. Kürbis als Suppe, geschmort, gedünstet oder gebacken, Wildgerichte mit Pilzen und Preiselbeeren und ofenfrischer Flammkuchen schmecken besonders gut, wenn die Tage kürzer und die Nächte kühler werden. Der Gedanke ans Martinsgansessen weckt jetzt schon Appetit. Wenn sich der Sommer verabschiedet und die Tage kürzer werden, beginnt die Weinlese.

Damit stellt sich alljährlich die gleiche Frage: Wie wird er nun, der neue Jahrgang? „Dazu kann man gegenwärtig noch wenig sagen. Alle Prognosen sind jetzt (Mitte September) unseriös. Noch herrscht im Weinberg Status quo und die nächsten Wochen werden über die Qualität des 2015er Jahrgangs entscheiden“, erklärt Sommelier Frank Deutschmann. „Das Wetter hat es bisher den Winzern nicht leicht gemacht, vor allem die extreme Trockenheit war eine Herausforderung.“ Der erste Wein des neuen Jahrgangs, der in die Kühlregale und auf die Tische der Restaurants kommt, ist der Federweißer, der noch kein fertiger Wein ist, sondern aus weißen oder roten Rebsorten gepresster Traubenmost, dessen alkoholische Gärung gerade begonnen hat. Seinen Namen hat das traditionelle Herbstgetränk von den im neuen Wein enthaltenen Hefezellen, die als Schwebestoffe „federleicht“ im Most schwimmen. Das trüb-hefige Getränk variiert in seinem Alkoholgehalt stark, es beginnt mit etwa vier Prozent Alkoholgehalt und endet bei elf Volumenprozent, wenn die Gärung abgeschlossen ist. Weinexperte Frank Deutschmann empfiehlt Federweißer vom Winzer, „die Qualitätsunterschiede schmeckt man“, weiß er. Zum Federweißer wird traditionell Deftiges wie Flamm- und Zwiebelkuchen oder Quiche serviert.

Der noch gärende Rebensaft ist auf den ersten Weinfesten des Jahres besonders beliebt. Die haben in Deutschland eine lange Tradition bis zurück ins beginnende 15. Jahrhundert. In den Weinanbaugebieten sind sie wahre Volksfeste. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts eroberten die Weinfeste die Gegenden, in denen kein oder nur wenige Reben wachsen. „Immer häufiger sind auch Winzer bei diesen Festen vor Ort und finden hier den Kontakt zu den Konsumenten. Da gibt es viele Gespräche, manchmal sogar Fachdiskussionen“, berichtet Sommelier Frank Deutschmann. „Wein will schließlich getrunken werden.“ Vom Deutschen Weininstitut gibt es seit 2010 eine App, die eine Suchfunktion nach Winzern und Weinfesten erlaubt.

Wer es weniger turbulent mag, findet im Potsdamer arcona Hotel am Havelufer einen guten Ort, um mit Freunden oder Geschäftspartnern einen entspannten Abend in gemütlicher und zwangloser Atmosphäre zu verleben. Schöner Service: Fast alle Weine der sehr umfangreichen Weinkarte werden offen serviert. Sogar eine eigene Weinzeitung hat das Haus am Havelufer. Und wer einen neuen Lieblingswein findet, kann diesen im hauseigenen Weinhandel kaufen. Das arcona veranstaltet regelmäßige Winzerpartys, bei denen Weinbauern aus den unterschiedlichen Regionen ihre Weine präsentieren. Die Gäste erfahren Wissenswertes rund um den Weinanbau, das Weingut und genießen auf die jeweiligen Weine abgestimmte Gerichte. Genug gegessen und getrunken? Dann nichts wie raus an die frische Luft! Besonders schön ist jetzt ein Spaziergang durch die Werderaner und andere Brandenburger Weinlagen: ein buntes Farbenspiel verfärbter Weinbergsblätter. Kenner sehen an den unterschiedlichen Farben auf den ersten Blick, wo welche Rebsorten in den Weinbergen gepflanzt sind. Warum diese Jahreszeit als golden beschrieben wird, erkennt jeder.

von Thea Schreiber

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