Was macht ihre Strandfigur für den Sommer? Sind Sie körperlich fit? Wer rastet, der rostet. Und wie schaut es mit ihrer geistigen Beweglichkeit aus? Neugierige sollen angeblich länger leben als Gelangweilte und ignoranten. Wir haben uns schlau gemacht, wie man bis ins hohe Alter in Form und in Schwung bleibt.
Kommt sie nach ihrer Mutter, dann hat Großbritanniens Königin Elisabeth II., die im April 90 wurde, noch ein paar gute Jahre vor sich. Als Elizabeth Bowes-Lyon, die Gemahlin von König Georg VI., im Jahr 2002 – 50 Jahre nach ihrem Ehemann – starb, war sie 101 Jahre alt. Noch mit 90 absolvierte die als Queen Mum bekannte Königinmutter 160 öffentliche Auftritte pro Jahr, selbst in ihrem letzten Lebensjahr noch über 50. Vor ihr erreichte in der fast tausendjährigen Geschichte der britischen Krone noch nie ein Mitglied der Königsfamilie dieses hohe Alter. Hartnäckig hielten sich die Gerüchte, dass Queen Mum dem Gin nicht abgeneigt war und ihr ein tägliches Gläschen vielleicht sogar dabei half, so fit alt zu werden."
Ein Gläschen in Ehren kann keiner verwehren. Bestimmt ist es gesundheitsförderlich, sich oft mit Freunden zu treffen und in Gesellschaft auch das
eine oder andere Glas Rotwein zu trinken. Viel wichtiger jedoch ist ausreichend Bewegung. Morgens zur Garage, mit dem Auto ins Büro fahren, dort in die Tiefgarage und von da aus mit dem Fahrstuhl hoch, ist alles andere als Frühsport. Mittags zum Essen auch wieder per Lift in die Kantine und zurück oder nebenbei am Rechner etwas Mitgebrachtes essen – ganz schlecht! So richtig wettmachen kann man das stundenlange Sitzen vor dem Computer auch dann nicht, wenn man nach Feierabend – wieder mit dem Auto – ins Sportstudio fährt, um dort eine halbe Stunde auf dem Laufband zu schwitzen. Danach zur Belohnung ins Restaurant oder zum Essen nach Hause, wo man natürlich schon wieder auf seinen vier Buchstaben sitzt. Von „artgerechter Haltung” wird bei Tieren häufig geredet, bei Menschen hingegen viel zu wenig.
Gerade beruflich Erfolgreiche, die sich ihrer Karriere verschrieben haben und im Büro unabkömmlich erscheinen, leiden oftmals unter Bewegungsmangel. Die Quittung bekommen sie meistens im Alter, so um die 40, in immer häufigeren Fällen auch schon in jüngeren Jahren. „Ich hab Rücken”, heißt es dann, die verkürzten Nackenmuskeln machen sich bemerkbar, und in schlimmeren Fällen gibt es eine Zwangspause wegen eines Bandscheibenvorfalls. In der Reha erlernen die Schreibtischtäter dann wieder mühsam, was „artgerechte” Fortbewegung eigentlich bedeutet. In der Folge radeln sie dann nach einem solchen „Schuss vor den Bug” vielleicht zur Arbeit und abends wieder nach Haus. Andere stehen morgens etwas früher auf und joggen um den Block. Und wieder andere melden sich bei einem Yogakurs an. Bravo!
Strecken, recken, dehnen
Yoga ist nichts rein Körperliches. Natürlich erhöhen regelmäßige Yoga-Übungen die Beweglichkeit. Auch mit seinen 89 Jahren macht er jeden Tag 10 bis 15 Minuten Yoga, erzählt William Wolff, der frühere Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, im aktuellen Kinofilm „Rabbi Wolff”. In der Doku über diesen äußerst beweglichen Mann, der bis vor kurzem jahrelang wöchentlich von seinem englischen Wohnort in die jüdischen Gemeinden von Schwerin und Rostock pendelte, sieht man ihn beim Umkehrstand, auch Kerze genannt. Der beeindruckend agile Mann legt zudem jedes Jahr eine mindestens einwöchige Fastenpause ein, was er besonders für die geistige Fitness empfiehlt. Denn in der Zeit des Fastens – Rabbi Wolff macht es nach der Buchinger-Methode in Bad Pyrmont – fühlt man nicht nur eine körperliche Leichtigkeit während des Essensverzichts, sondern auch die Gedanken werden klarer.
Doch zurück zu Yoga: Als ganzheitliches Körpertraining hilft es besonders dabei, Körper, Geist und Seele zu stärken und gleichzeitig zu entspannen. Es ist damit gerade für Menschen, die 10 bis 12 Stunden am Tag vorm Rechner verbringen, ein idealer Ausgleich. Prävention ist auch hier besser als Heilung. Besonders Yoga Positionen, die den unteren Rücken und die Brustmuskulatur stärken, sind von Vorteil. Im Yoga viel geübte Umkehrhaltungen wie der Kopf-, Hand- und Schulterstand sind zudem gut geeignet für einen Perspektivwechsel. Wer es noch nie damit versucht hat: Wichtig ist, dass man sich unbefangen auf Yoga einlässt und es einfach versucht. Wie früher in der Schule gilt, dass man besser an der Sache dranbleibt, wenn man den Lehrer oder die Lehrerin mag.
Bewegung ist super, aber viel hilft nicht unbedingt viel
Das ist auch der Fall, wenn man einen anderen körperlichen Ausgleich wählt. Diesen Sommer lockt wieder die Fußball-EM zum „Rudelglotzen“ mit den Freunden, aber selbst zu kicken hält fit. Nichts wie raus zum Laufen im Park, zur Radtour, zum Schwimmen im Freibad und im See, zum Paddeln, Klettern oder zu einer Partie Strandvolleyball. Dabei sollte man nie vergessen, genug zu trinken. Bis zu einer Temperatur von 28 oder 30 Grad kann
man gut draußen laufen, so der Berliner Sportwissenschaftler und Heilpraktiker Robert Kirsten. „Frühmorgens ist es allerdings am sinnvollsten, dann fliegen auch weniger Pollen und die Ozonwerte sind niedriger als später.” Man sollte die Belastung im Sommer nicht zu hoch wählen: „Wenn es sehr heiß ist, dann für den 10-km-Lauf statt 40 Minuten mal lieber 50 Minuten einplanen, denn die Herzfrequenz ist bei hohen Außentemperaturen sowieso höher als sonst.
Die Dosierung der Anstrengung ist ein Problem von vielen Freizeitsportlern.“ Bitte nicht übertreiben: Vierzigjährige Männer antworten Robert Kirsten, nach ihren sportlichen Aktivitäten befragt, dass sie früher in der Schule mal Fußball spielten. „Das ist mehr als 20 Jahre her!“ Acht Stunden und länger unbewegt am Rechner zu sitzen und sich danach in einer Stunde Sport die maximale Belastung zu geben, um alles rauszureißen, empfiehlt er gar nicht, denn ist das Leistungsniveau insgesamt niedrig, „überschätzen sich viele und können neben Herz-Kreislauf- auch orthopädische Probleme bekommen. Dann melden sich beim Beachvolleyball plötzlich die Knie oder der Nacken.“ Besser man macht immer mal zwischendurch eine Übung am Arbeitsplatz, als sich am Abend ins exzessive Boxtraining zu stürzen.
Kurzer Energieschlaf und gezieltes Augentraining
Beim Bewegen oft und lang genug zu pausieren, ist mindestens genauso wichtig wie die Bewegung selbst. Schlafforscher sind sich sicher, dass Kleinkinder, die mittags schlafen, Gelerntes besser verarbeiten. Auch den Eltern tut ein kleines Schläfchen nach dem Mittagessen richtig gut. Dass man gerade mittags schlapp und müde ist und das Weiterarbeiten schwerfällt, kennt jeder. Der Körper signalisiert sein Bedürfnis nach einer Ruhepause. Ein kurzes Nickerchen, auch am Arbeitsplatz, kann da wahre Wunder wirken. Der natürliche Biorhythmus zeigt eindeutig ein Mittagstief zwischen 13 und 15 Uhr, so die Krankenkasse IKK gesund plus. „Die Augen werden müde, die Konzentration fällt sehr schwer und die Produktivität ist eingeschränkt.” Weiterzuarbeiten funktioniert zwar, aber der Wunsch nach einem kurzen „Powernapping“ – englisch für „Energieschlaf” – ist groß. „Sei es zu Hause, unterwegs oder bei der Arbeit – ein kurzer Mittagsschlaf von zehn Minuten bis maximal einer halben Stunde wird als sehr erholsam empfunden“, so die Kasse. „Der Körper und die Muskeln können entspannen, es wird Stress abgebaut und neues Wissen gelangt ins Langzeitgedächtnis.“ Damit es auch wirklich eine kleine Auszeit wird, sollte man einiges beachten.
Die IKK gesund plus rät dazu, das Handy abzuschalten und das Telefon im Büro umzuleiten. „Verdunkeln Sie den Raum nicht und stellen Sie sich am besten einen Wecker für Ihr regelmäßiges Nickerchen.“ Der Wecker ist wichtig, „denn wenn Sie durch zu langes Schlafen in die Tiefschlafphase wechseln, braucht es sehr lange, bis Ihr Körper wieder auf Touren kommt.“ Auch eine gehaltvolle Mahlzeit kann die Müdigkeit verstärken. Viel Blut strömt dann in die Magengegend: „Die Verdauungsvorgänge beanspruchen von der wenigen Energie, die während der körperlichen Tiefphase noch zur Verfügung steht, den letzten Rest und die gefühlte bleierne Schwere intensiviert sich.“
Das Smartphone mal wirklich auszumachen, können sich viele junge Leute gar nicht vorstellen. Dabei täten diese Ruhezeiten ihnen wirklich gut. Stichwort artgerecht: Auch unsere Augen sind nicht für das stundenlange Starren auf einen Bildschirm gemacht. Gerade wer täglich viel Zeit vor dem Rechner verbringt, sollte seinen überbeanspruchten Augen regelmäßig zwischendurch Erholung gönnen und wenigstens ab und zu mal aus dem Fenster schauen. Die Überlastung der Augen kann zu einer Verminderung der Sehleistung sowie zu brennenden, trockenen Augen und Kopfschmerzen führen.
Kaum einer weiß, dass auch die Augenmuskeln trainierbar sind. Es gibt Übungen, die man leicht in den Arbeitsalltag integrieren kann. Ruhen und Schlafen genügen laut dem amerikanischen Augenarzt William Bates zur Augenerholung nicht. Zu den von ihm propagierten Übungen zählt das „Palmieren“. Dazu legt man seine zuvor erwärmten Handinnenflächen leicht gewölbt über die geschlossenen Augen, ohne die Lider zu berühren. Dann versucht man die locker geschlossenen Augen zu entspannen und abzuschalten. Beim Akkommodieren bewegt man die Hand langsam auf ein Auge zu und stellt dabei das Auge möglichst scharf auf die Handfläche ein, in dem man einen Punkt auf der Hand fixiert. Das mehrmalige Wiederholen solcher und ähnlicher Übungen über längere Zeit soll sogar dabei helfen, Sehstörungen zu verringern.
Neugierige leben länger – über die „Alzheimer-lüge“
Ob Alzheimer unabwendbar mit einem hohen Lebensalter verbunden ist, daran scheiden sich die Geister, so die Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg. In seinem Buch „Die Alzheimer-Lüge“ bezichtigt der Autor Michael Nehls die Behauptung, dass Alter den größten Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung darstellt, der Lüge. Vielmehr würden mit zunehmendem Lebensalter lebensgefährliche Gewohnheiten immer weniger kompensiert. Der Einfluss der Lebensweise sei sehr hoch.
Bis ins höchste Alter könne man gesund und fit bleiben, wenn man wichtige Grundbedürfnisse abdeckt. Der Lebenssinn sollte immer auf andere Menschen oder die nächste Generation gerichtet sein. „Zwischenmenschliche Beziehungen aktivieren hormonelle Wachstumsfaktoren, die das Hippocampale Wachstum stimulieren“, soziale Isolation hingegen tötet. Der Hippocampus, die Schaltstelle des limbischen Systems im Gehirn, das der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient, ist der Ausgangspunkt für Alzheimer. „Soziales Engagement verhindert, dass er schrumpft. Spielen als natürliche Aktivität unseres Gehirns fördert das Denkvermögen, Fernsehen schadet eher.”
Bei der Ernährung sind u.a. Antioxidantien, die die Körperzellen vor Abbau schützen, wichtig. Körperliche Bewegung ist unerlässlich, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten. Um in Form zu bleiben, empfiehlt die Techniker Krankenkasse 7.500 bis 10.000 Schritte pro Tag. 1.000 Schritte entsprechen etwa einem zehnminütigen Fußmarsch. Als Motivationshilfe kann man einen Schrittzähler verwenden. In der „Alzheimer-Lüge“ ist außerdem vom Bedürfnis die Rede, das Selbst zu schützen. Das geschehe z.B. durch die Sorge für ausreichenden Schlaf und den richtigen Umgang mit Stress. Michael Nehls rät, „sich Zeit zu nehmen für die wesentlichen Dinge des Lebens. Neugier zahlt sich im Hippocampalen Hirnwachstum aus, welches bis ins hohe Lebensalter möglich ist.“ Stressmanagement mit dem Ziel, wenig Distress, also negativen, belastenden Stress, und angemessenen Eustress, also positiven, aktivierenden Stress, zu haben, ist ein wichtiger Schutzfaktor. Der Stress, den Queen Mum bei ihren Auftritten hatte, war mit Sicherheit positiv.