Der Satz: „Wer kann eine amerikanische Entertainerin besser verstehen als ein junger Schwuler aus dem Osten?“ ist der erste saalfüllende Lacher in Gayle Tufts neuer Show SUPERWOMAN, die am 21. September im Tipi am Kanzleramt umjubelte Premiere feierte. Der junge Schwule ist Marian Lux, geboren und aufgewachsen in Bad Freienwalde, Pianist und Komponist.
Auf dem Bildschirm ein König, ein Waldgeist, eine ziemlich zickige Prinzessin und ein kleiner Baum. Ist das nicht …? Ja, „Das singende, klingende Bäumchen“. Marian Lux schreibt gerade an der Filmmusik für das Grimm-Märchen, dessen Neuverfilmung im Weihnachtsprogramm der ARD läuft. „Regisseur Wolfgang Eißler wollte die Musik für das Bäumchen-Motiv, das nur bei wahrer Liebe singt und klingt, schon vor Drehbeginn haben“, erzählt der 33-Jährige. „Damit die richtige Stimmung am Set aufkommt.“ Im Musikstudio von Marian Lux in einem ehemaligen Moabiter Industriegebäude herrscht konzentrierte Ruhe. Nichts erinnert an das Lux-Energiebündel, das mit artistischer Geschwindigkeit alle Tasten des Flügels scheinbar gleichzeitig spielt, mit Gayle Tufts über die Bühne tanzt und rockt, von den Lachsalven des Publikums zu immer weiteren Musikalitäts- und Temperamentsausbrüchen inspiriert. „Komponieren ist ja doch eine sehr einsame Tätigkeit“, weiß Marian Lux und schaut auf die Filmsequenzen des Fernsehschirms, probiert, verwirft, schreibt neu. „Filmmusik sind auch mal keine Töne. Die Pausen sind mitkomponiert.“ Diese Sätze gab ihm Professor Bernd Wefelmeyer, bei dem er an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ lernte, wie aus Atmosphäre Töne werden, aus Geschichten Harmonien (oder eben Disharmonien) und die Musik Emotionen auslotet, mit ins Musikerleben. Und noch ein bisschen mehr, „denn als ich mein Studium begann, stand ich natürlich vor der Entscheidung, ob ich nun ein großer Pianist werden will oder die Musik in ihrer ganzen Vielfalt ausleben möchte. Bernd hat mich ermutigt und bestärkt, den strengen Klassik-Weg zu verlassen“, erinnert sich Marian Lux. „Vielleicht bin ich auch ein bisschen faul, denn vier Stunden drei Takte zu üben, ist nicht mein Ding“, meint er lachend. Dabei bewältigt der junge Komponist mit den Brandenburger Wurzeln ein enormes Arbeitspensum: Kompositionen für Filme und Serien, zwei Musicals, die Zusammenarbeit mit Gayle Tufts samt Tourneen. „Es gehen immer wieder neue Türen auf “, sinniert er."
So wurde im vergangenen Jahr zeitgleich zur BUGA seine sinfonische Dichtung „Die Havel“ uraufgeführt. Die CD spielte Marian Lux mit dem Filmorchester Babelsberg ein. Manche Tür ging auch nie so richtig auf, die nach Hollywood zum Beispiel. Und Marian Lux erzählt die Geschichte, dass während der Hochschulzeit der Oscar gekrönte Filmkomponist Hans Zimmer im Probensaal stand. Die beiden spielten zusammen und Hans Zimmer schrieb ihm anschließend, er solle sich bei ihm melden. Im anschließenden Telefonat kam die Einladung „Kommen Sie doch rüber …“. Aber da hatte Marian Lux schon seinen Einberufungsbefehl zum Bund in der Hosentasche und nach neun Monaten war der Kontakt dahin. Traurig über die verpasste Chance? „Nein, ich habe in der Zeit für das Luftwaffenregiment Gatow mein erstes Stück für Blasorchester und Klavier geschrieben. Das Leben ist eben der beste Autor für schöne Geschichten.“
„Stressfreie Zone“
Wurde ihm die Musikalität in die Wiege gelegt? „Mein Uropa war Organist und der musikbegeisterte Opa väterlicherseits besitzt eine gigantische Plattensammlung“, erzählt Marian Lux und berichtet, dass sich seine Liebe zur Musik schon früh zeigte. Zum vierten Geburtstag bekam er ein kleines Keyboard geschenkt. „So ein Plastikteil, das Eltern schnell die Nerven raubt.“ Marian spielte darauf alles nach, was er hörte: Musik aus dem Radio, von Amiga-Schallplatten und Kinderlieder. Die Eltern meldeten ihren begabten Sohn in der Musikschule des Kurortes im Osten Brandenburgs an, Fachrichtung Klavier. „Die Initialzündung“, urteilt Marian, der schnell vom Gruppen- zum Einzelunterricht wechseln konnte. Schon mit 15 Jahren spielte er sein erstes Solo-Klavierkonzert in der Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach Frankfurt (Oder). „So aufgeregt war ich nie wieder“. Kurze Zeit später verließ er Bad Freienwalde, um sich am Berliner Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach auf seine Musikerlaufbahn vorzubereiten. „In den ersten beiden Jahren hatte ich solches Heimweh und es ist wohl vor allem meiner Musiklehrerin Isolde Augsburg zu danken, dass ich mich durchgebissen habe.“ Nach Hause kommt er nach wie vor gern. „Immer, wenn ich kann. Bad Freienwalde ist ein zauberhafter Rückzugsort, an dem ich die Akkus aufladen und Energie tanken kann, eine stressfreie Zone mit Mama und Papa, zwei Omas und zwei Opas. Meine Mama war schon immer meine beste Freundin, der ich alle meine Probleme, Fragen und Zweifel erzähle.“
Was er gern mal komponieren würde? Marian Lux zögert keine Sekunde mit der Antwort: „Star Trek, da könnte ich mich so richtig austoben.“ So utopisch ist das vielleicht gar nicht.
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