Wir haben nachgeschaut: Bereits in der zweiten Ausgabe des Top Magazins Brandenburg schrieben wir über das Unternehmerpaar Goedele Matthyssen und Peter Bienstman. Die hatten gerade ihre Produktionsräume in Hornow erweitert, um Platz für Schauwerkstatt, Werksverkauf und moderne Sozialräume zu schaffen. In diesem Jahr feiert die Confiserie Felicitas 25. Geburtstag. Eine himmlisch-süße Liebeserklärung.
Aber wie eigentlich kamen die Schokolade und zwei Belgier in die Lausitz? Schon während ihrer Arbeit als Entwicklungshelfer in Nigeria – sie als Krankenschwester, er als Betriebswirt und Ingenieur – wuchs die Idee, etwas Neues zu beginnen: kreativ sein, Unternehmertum sozial leben. Ihr Heimatland schien für solch ambitionierte Pläne zu klein und irgendwie zu fertig. Als sie durch den wilden Osten der Nachwendezeit reisten und dabei in die Lausitz kamen, erfasste sie eine tiefe Sympathie für die Menschen und die Aufbruchs-Stimmung. Doch sie mussten feststellen, dass eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel für Belgier hier fehlte: gute Schokolade. Für Goedele Matthyssen, die das hohe Handwerk der Schokoladenherstellung bei einem der ganz Großen seines Faches, Meisterchocolatier Goossens in Antwerpen, gelernt hat, Marktlücke und damit Gründungsidee für das eigene Unternehmen. Der Start erfolgte 1992 in der 35 qm großen ehemaligen LPG-Küche des 450-Seelen-Dorfes Hornow. Was heute eine Vorzeige-Erfolgsgeschichte ist, war am Anfang ein Holperweg mit großen Steinen aus Vorbehalten und Schwierigkeiten. Mitte der 90er-Jahre drohte gar das Aus. „Und als die Zahlen tiefrot waren, wuchs auf einmal die Nachfrage nach unseren Produkten“, erinnert sich Peter Bienstman. Das feinschmeckende Unternehmen lernte dann schnell laufen. Schritt für Schritt. Ende der 1990er- Jahre platze die Produktion aus allen Nähten, es wurde an- und ausgebaut."
Im Jahr 2004 war auch das zu klein, ein schmucker Neubau samt Schauwerkstatt und Werksverkauf entstand. Da belieferte das Lausitzer Unternehmen schon 500 Süßwarenfachgeschäfte in ganz Deutschland. Und Hornow entwickelte sich zu einer Art Wallfahrtsort für Menschen, die feinste Schokolade lieben und neugierig sind, wie aus erlesenen Zutaten Edles entsteht. Wer vor Ort ist, erlebt, dass die Confiserie Felicitas ein durch und durch feminin geprägtes Unternehmen ist. Von Beginn an motivierte Goedele Matthyssen, die selbst Mutter von drei Kindern ist, Frauen, ihren Weg zu gehen. In diesen 25 Jahren wurden in der strukturschwachen Region über 70 Arbeitsplätze geschaffen. Das ist rekordverdächtig. Und welches Unternehmen lädt schon seine Mitarbeiter zum 10. Firmengeburtstag zur gemeinsamen Reise nach Paris ein?
Der 5. März 2005 war für die Neu-Hornowerin mit belgischen Wurzeln ein ganz besonderer Tag: Für den „erfolgreichen Aufbau eines Wachstumsunternehmens mit überregionaler Ausrichtung“ – so die Begründung – wurde sie als Unternehmerin des Jahres des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Und wie das mit Auszeichnungen so ist: Das Medieninteresse an der Confiserie Felicitas mit ihrer herzlichen und bodenständigen Chefin wuchs. Das Unternehmen auch, seit 2008 gibt es eine Filiale an der Dresdner Frauenkirche, zwei Jahre später ging die Bio-Schokoladenmanufaktur in der Potsdamer Gutenbergstraße an den Start. Im Oktober 2014 eröffnete unter großem Medienrummel und mit vielen Besuchern das neue SchokoLadenLand in Hornow mit viel Platz für den Werksverkauf, der Mitmach-Schauwerkstatt, einem Café mit eigener Konditorei, Veranstaltungsraum und Schoko-Kino. Längst gibt es all die Köstlichkeiten auch online rund um die Uhr und in alle Himmelsrichtungen. Sogar belgische Adressaten sind darunter. So manche Auszeichnung für die Produkte und ihre Macher kam natürlich auch im Lauf der Zeit dazu.
„In jedem unserer handgemachten Produkte steckt ein Stückchen Glück drin“, bekennt Goedele Matthyssen. Dazu ausschließlich belgische Rohschokolade aus nachhaltigem Kakaoanbau. Das Unternehmerehepaar achtet dabei streng darauf, dass ihre Lieferanten direkt bei den Bauernkooperativen kaufen. Chocolatiers sind offensichtlich sehr kreative Menschen, denn zum großen Felicitas-Sortiment kommen immer wieder neue Kreationen zwischen Spreewaldgurken aus Schokolade, Schokopillen, erotischer Schokolade und Pralinen in Form der Lutherrose hinzu. Manches sieht so schön aus, dass es zum Essen viel zu schade ist – aber das wäre dann auch wieder schade. Ein Dauerbrenner aus Hornow sind die individuell beschrifteten Schokoladenkarten.
Bleibt noch die recht feminine Frage zu klären: Wie bleibt eine Frau, die von morgens bis abends mit Schokolade zu tun hat, so schlank? Denn selbst im 25. Berufsjahr mag Goedele Matthyssen das Naschen nicht lassen. „Das ist Qualitätskontrolle“ antwortet sie mit einem herzerfrischenden Lachen und dem Hinweis, dass Kakaobohnen an Bäumen wachsen, „deshalb ist Schokolade für mich Obst!“ Gute Schokolade mache nicht dick, sondern glücklich. Stimmt! Und so glücklich gemacht, gratulieren wir zum 25. Firmen- Geburtstag und hoffen auf viele glückliche Momente made in Hornow!