//GESPONSERT – Der diesjährige Winter ist vielerorts quasi ausgefallen, ein warmer Frühling bereits ab Februar mit Krokus und Tulpen, und wenn die Wetterfrösche Recht behalten, kommt erneut ein langer, warmer und vor allem trockener Sommer. Was tun, um heiße Gärten abzukühlen, denn Schlauch kaufen und „Wasser marsch“ ist meines Erachtens keine Lösung.
Beim Blick über den Zaun letztens wurde mir quasi heiß, hatten „Nachbarns rundum“ doch bereits alle Beete fein säuberlich abgeräumt, kein Halm falsch, kein braunes Blatt am Boden. Ungeschützte, offene, umgegrabene Erde, freie Verdunstung und keine natürliche Nahrung mehr in Sicht. Erst bekam ich ein schlechtes Gewissen, da es bei mir eher wüst aussieht, dann wollte ich was als Biologin sagen, dann was als Naturgärtnerin, dann kam aber nichts aus mir heraus. Gärtnern in trockenen Zeiten … liest man jetzt ja des Öfteren hier und da und ich verstummte ohne Zaunpredigt, denn, mal ehrlich, wer will sowas hören nach Stunden schweißtreibender Arbeit und dem euphorischen Gefühl, endlich Ordnung gemacht zu haben. Wer will hören, dass gut gemeint nicht gleich gut gemacht ist. Aber zeigen, so mein Gedanke, zeigen kann ich es ihnen, wenn ich im Sommer dann entspannt auf der Terrasse sitze und nicht mit den schweren Kannen und Metern von Schläuchen allabendlich durch den Garten laufe.
Klar haben viele hier draußen Brunnen für die Gärten, mancher sogar bis zu 20 plus Meter tief, oft mitgeerbt, und Wasser schießt bis in die letzten Winkel, kaum ist der Hahn aufgedreht. – Bin allein ich von Pessimismus heimgesucht, wenn mir Gedanken kommen wie … Was, wenn der Grundwasserspiegel weiter sinkt? … Warum so großzügig, wenn es auch anders geht? … Was, wenn kein Brunnen vorhanden ist und selbst der Gartenwasserzähler Bauchschmerzen bereitet? … Muss Gartenarbeit anstrengen?
Da Taten besser denn Worte überzeugen, ein paar praktische, erprobte Tipps aus meinem „faule Gärtnerin“-Repertoire, denn gut aufgehoben damit fand ich mich unlängst auf einschlägigen Webseiten wie dem Naturschutzbund und bei Ökogärtnereien, ich las dort, wie wir wohl in Zukunft anders gärtnern müssen. Vom Spareffekt fürs Wasser abgesehen, denn das wird knapper und mancher Brunnen war letzten Sommer bereits mehr Rinnsal denn sprudelnde Frische, warum, frage ich Sie, warum zum Wasserträger werden, wenn es dauerhaft anders geht.
Vorab noch schnell ein kurzer Blick aufs Klima, der Ursache des ganzen Übels, ohne Zöpfe und Freitage. Auch wenn wir es derzeit kaum glauben, so befinden wir uns erdgeschichtlich im känozoischen Eiszeitalter, in einer Kaltphase, gekennzeichnet von kontinentalen Eisschilden. Innerhalb dieser gibt und gab es immer wieder Warmphasen. Was es bisher wohl noch nicht gab, ist das Tempo, mit welchem die Temperaturen derzeit klettern. Wie sehr unser Tun dabei zum Tragen kommt, sei anderswo diskutiert, dazu reicht weder meine Kenntnis noch hier der Platz. Für Sie und mich unstrittig jedoch bleibt der unmittelbare Einfluss auf unsere nächste Umgebung, unsere Gärten, Felder, Tiere, Ernten und damit uns selber. Was können, sollten wir im Garten anders machen, denn mal ehrlich, wenn jeder Gartenbesitzer naturnah arbeitete, wäre „theoretisch“ gleich praktisch mit großer Wirkung. Wer jetzt einwirft … kleiner Garten, minimale Wirkung – bringt global nix, dem werfe ich die Van der Waals-Kräfte beispielhaft entgegen. Ganz, ganz schwache Kräfte im molekularen Bereich, aber die Masse macht es. Oder schauen Sie zu, wie ein Gecko dank Van der Waals an einer Glasscheibe hochläuft oder an der Decke hängt – ohne Saugnäpfe. Stopp, ich komme vom Thema ab.
Gärtnern in heißen Zeiten heißt, mal zu trocken, mal kurzfristig große Regenmengen, kein richtiger Winter, heftige Stürme. Wenn Sie jetzt im Frühjahr gärtnerisch loslegen, könnten Sie den veränderten Bedingungen mit wenigen Schritten entgegenwirken und das Mikroklima in Ihrem Garten verbessern. Fangen Sie einfach mit dem an, was am ehesten umzusetzen ist. Reizvolle Gärten, harmonische Augenweiden, davon träumen Gärtner. Gartenkunst. Also, schaffen Sie Reize fürs Auge und Abhilfe fürs Mikroklima. Zunächst, trivial aber wichtig, mit den Himmelsrichtungen und Bodengegebenheiten gärtnern. Das ist mehr als die halbe Miete. Wie wäre es, statt als gerade Fläche den Garten in unterschiedliche Ebenen zu versetzen, Schattenbereiche, Feuchtbereiche, Windableitungen natürlich anzulegen? Hügel und Senken verbinden diese Aspekte optisch reizvoll, schützen vor Austrocknung und Überschwemmungen, halten Wind ab und schaffen feuchtes Mikroklima. Also, Senke ausheben, halber bis Meter tief reicht locker, und die Erde daneben als Hügel aufwerfen, Stichwort Kraterbeet. So eine Senke, egal ob rund, oval, klein oder raumgreifender, entwickelt ein eigenes Klima, sammelt wie in einem Trichter Feuchte im Sommer, ist wärmer im Winter, damit ideal für Pflanzen mit mehr Wasserbedarf. Auf dem Hügel dagegen ist es windiger, trockener, gut für Kräuter und an trockene Standorte angepasste Pflanzen. Im Windschatten des Hügels wiederum wird es auf der Nordseite feuchter, schattiger. Dem Beispiel der Natur folgend wachsen auch in unseren Gärten Blumen, Kräuter, Sträucher am besten in Gemeinschaft und fördern sich gegenseitig. Warum nicht an der Südseite des Gartens eine Hecke aus Schlehen und Sanddorn setzen, dazwischen Wildrosen. Davor sonnenliebende heimische Blumen und Gemüse/ Kräuter/ Beeren etc. Nach Norden wäre eine Benjes- Hecke z. B. mit Weißdorn, Buche, Hartriegel und Haselnuss als Wind- und Kälteschutz ideal oder auf dem Balkon ein Windschutz aus Kletterpflanzen wie Wicken (einjährig) oder Jelängerjelieber.
Düngen mit Komposterde, gärtnern ohne Torf, mulchen mit Grünschnitt und ab und an eine Handvoll Naturdünger wie Mist und Hornspäne, dazu etwas Mineralerden, das schützt Klima plus Geldbeutel und bindet Wasser im Boden. Das Herbstlaub kommt unter die Büsche und auf den Kompost, Schnittgut wie Äste kann aufgeschichtet werden als Totholzhaufen oder eben in der Benjes-Hecke, dazwischen einheimische Pflanzen. Diese sind robuster und ernähren wesentlich mehr Tiere denn exotische. Sie müssen ja nicht auf Ihre geliebten Prachtstücke verzichten, aber pflanzen sie dazwischen genug heimisches „Zeug“, dann klappt es auch mit der Fauna.
Warum nicht die Senke unweit des Fallrohres anlegen, statt das Regenwasser im Kiesbett zu versickern. Und eine Ecke im Garten unbedingt mit Brennnesseln stehen lassen. Die Blätter könnten Sie als Tee nutzen, im Salat essen, wie Spinat zubereiten, Pflanzenjauche draus herstellen oder für ca. 50 Arten unserer heimischen Schmetterlinge stehen lassen, denn sie sind ein Muss für deren Überleben. Insbesondere Landkärtchen, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge sind darauf angewiesen, denn sie legen ihre Eier vorwiegend hier ab. Auch wenn der Exot Sommerflieder für Schmetterlinge Nektar bietet, als Kinderstube ist er komplett ungeeignet.
Werden Sie zum Gartenhelden, beseitigen Sie zu Hause ökologische Katastrophen wie den einsamen Exotenstrauch im monotonen Kiesbeet, entsiegeln Sie den Boden und pflanzen Sie eine pflegeleichte Vielfalt heimischer Pflanzen.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Gärtnern ohne ökologische Katastrophen!