Tagungen, Messen, Teamevents, Konzerte – all das war selbstverständlicher Teil des Lebens. Seit März 2020 wird die Veranstaltungsbranche nebst ihren Randakteuren auf eine harte Probe gestellt, die sie mit Unternehmergeist und Mut meistern.
Die Veranstaltungsbranche ist in Deutschland die sechstgrößte Wirtschaftsbranche, die rund 1,5 Millionen Mitarbeiter beschäftigt und knapp 130 Milliarden Euro direkt umgesetzt, wie die Studie des R.I.F.E.L.-Instituts von 2020 ergab. Neben den Kernakteuren, wie Messebauer oder Eventagenturen, profitieren verschiedene Randakteure, bspw. Sicherheitsdienstleister und Caterer, von diesem Business. Darüber hinaus induziert die Veranstaltungsbranche wirtschaftliche Effekte auf die vor- und nachgelagerten Gewerke wie Hotels, Restaurants oder Mobilitätsanbieter. So war das bis März 2020.
Seit dem haben zahlreiche Events entweder online oder gar nicht stattgefunden. Das „Meeting- & EventBarometer 2020/21“ ergab, dass die Zahl der Präsenzveranstaltungen in Deutschland im Jahr 2020 um 70% gesunken ist. Das betrifft nicht nur die Kulturevents, sondern auch Seminare, Messen, Konferenzen, Abschlußfeiern oder Neujahr-Kick-Offs. Umsatzausfälle von durchschnittlich mehr als 70% waren die Folge, wie die Studie der Interessengemeinschaft der Veranstaltungswirtschaft (IGVW) 2021 ermittelte.
Wenn Disruptionen alt bewährte Vorstellungen und Abläufe erschüttern, geraten die betroffenen Firmen unweigerlich ins Straucheln. Doch wie so oft eröffnet der Umbruch auch Chancen, die es zu nutzen gilt. Neue Formate, neue Orte, neue Konzepte wurden von der Veranstaltungsbranche entwickelt.
Bereits vor der Pandemie fand rund ein Viertel der Veranstaltungen auf hybride Weise statt, also in einer Mischung aus Präsenz und Onlineteilnahme. Nunmehr werden mehr als die Hälfte der Veranstaltungen in hybrider Form durchgeführt. Deren Bedeutung wird weiter zunehmen, denn 9 von 10 Befragten gaben bei einer Umfrage des Verbandes der Veranstaltungsorganisatoren (VDVO) an, in Zukunft auf das Hybridformat setzen zu wollen.
Auch die teamgeist AG aus dem brandenburgischen Heidesee setzt schon seit etlichen Jahren auf die Durchführung von hybriden Teamevents. Zusätzlich hat das Unternehmen seine analogen Formate konsequent digitalisiert, so dass selbst Upcycling Projekte oder Tastings online stattfinden können. Mittlerweile bietet teamgeist fast 30 digitale Formate für Teamevents an.
Viele der Eventanbieter haben neue Locations für ihre Angebote gefunden. Draußen am Fluß oder auf den Parkdächern der Stadt boten und bieten diese Orte die Möglichkeit, eine gut funktionierende Veranstaltung durchführen zu können. Auch die Picknickkonzerte erfreuten sich bei sommerlichen Temperaturen großer Beliebtheit.
Tagungshotels setzen ebenfalls auf den Onlinetrend
Dafür hat das Kongresshotel am Templiner See in neue technische Lösungen für hybrides Tagen investiert. Flächendeckend hat das Haus sein Glasfaserkabelnetz ausgebaut, so dass Videokonferenzen und Streamingdienste problemlos in die Tagungen integriert werden können. Auch in die Green Screen Technik wurde investiert. Aber auch die Open- Air-Variante ist möglich. „Zum Service des Hauses gehört es, die komplette Tagungstechnik ins Grüne zu verlagern. Bei schlechtem Wetter oder starker Sonneneinstrahlung können wir Zelte und Planen aufstellen,“ beschreibt Geschäftsführerin Jutta Braun die Neuerungen. So seien viele Stammkunden dem Hotel treu geblieben und buchten ihre Tagung bereits für das Jahr 2022. Auch neue Kunden hätten die Möglichkeiten des Hotels entdeckt, denn die Größe der Räume und die Outdoorfläche lassen ausreichend Platz: der neue Luxus in der Hotellerie. So können auch private Feiern mit vielen Gästen mit ausreichend Platz im Kongresshotel durchgeführt werden.
Im Potsdamer Dorint Hotel Sanssouci finden sich diese Ansätze ebenfalls wieder. Des weiteren gewinnt der Creative Space, ein Raum der zu besonderer Kreativität anregt, an Bedeutung. Denn seine besondere Gestaltung wirkt inspirierend und bringt in Kombination mit hybriden Formaten den Tagungsteams viel Mehrwert.
Der Paulinenhof in der Nähe von Bad Belzig setzt ebenso auf neue Technik und Platz. Mit der Technik von weframe können Gruppen in verschiedenen Räumen direkt vor Ort oder auch weltweit problemlos miteinander kommunizieren. Zudem liegt das Hotel im Grünen, so dass neben den drei großen Tagungsräumen auch der Naturraum stets für das Tagen zur Verfügung steht.
Viel Platz und frische Luft in natürlicher Umgebung bietet auch der Werderaner Tannenhof, der deswegen auf Feiern privater und betrieblicher Art im Rahmen bis zu 150 Personen setzt. Die heterogene Branche hat sich vermutlich noch nicht wieder gefunden. Dennoch blickt mehr als die Hälfte zuversichtlich nach vorn. Das liegt sicher auch an den vielen positiven Beispielen ihrer Akteure.