Wo das Glück unserer Träume greifbar ist, das kann ein Platz am anderen Ende der Welt sein oder direkt um die Ecke. Jeder hat seine Sehnsuchtsziele, die er gerne einmal besuchen oder wiedersehen möchte. Jetzt in der Ferienzeit ist es für viele ein weit entfernter Urlaubsort. Manche möchten oder können aber nicht weit fahren oder sind noch unentschlossen. Wir können da vielleicht eine Entscheidungshilfe leisten: Frei nach dem Motto: „Warum in die Ferne schweifen …“ stellen wir Ihnen ein paar nahe Sehnsuchtsorte vor, die Sie begeistern werden.
Fontanes Worte „Freienwalde – Hübsches Wort für hübschen Ort“ klingen wie ein moderner Werbespruch für die kleine Stadt zwischen Oderbruch, Barnim und Märkischer Schweiz. Wer auf Bad Freienwalde zurollt, kommt angesichts der hügeligen Landschaft schnell auf den Gedanken, dass er irgendwo im Mittelgebirge gelandet ist. Verantwortlich ist die letzte Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Die Gletscher hinterließen die Höhenunterschiede. Grundmoräne, Endmoräne, Sander, Urstromtal … Glaziale Serie … verschüttetes Wissen. Grund- oder Endmoräne? Egal, schön ist es. Sogar einen märkischen Bergwanderpark gibt es rund um Bad Freienwalde, das Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als „Bergstadt“ beschrieb. Und seinen Bergen verdanke die Stadt alles, denn in ihnen entspringen die Quellen mit ihrer heilenden Wirkung. Friedrich Wilhelm (1620 – 1688) aus dem Hause Hohenzollern, genannt der Große Kurfürst, war der erste prominente Kurgast des Ortes. Er probierte das Wasser und lobte seine wohltuende Wirkung. So gilt Bad Freienwalde heute als ältester märkischer Kurort und seine Quelle verweist auf den hochwohlgeborenen Entdecker und nennt sich „Kurfürstenquelle“. Nach dem Adel kam später das wohlhabende Bürgertum vor allem aus der nahen Hauptstadt. Es kurierte seine Leiden und sorgte für den Wohlstand im Ort. Die inzwischen sanierten spätbarocken, frühklassizistischen und gründerzeitlichen Häuser und Villen zeugen noch heute davon. Der Rundgang durch die Stadt sollte am besten auf dem Marktplatz mit dem Rathaus aus dem 19. Jahrhundert beginnen. Das klassizistische Schloss mit seinem gepflegten Schlosspark steht auf dem Apothekerberg. Es gibt noch einen weiteren sehenswerten Park im Ort, den Landschaftspark im Brunnental. Der wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stil eines englischen Landschaftsgartens nach Plänen von Peter Joseph Lenné angelegt. Noch immer suchen Menschen Linderung von ihren Leiden in Bad Freienwalde. Fachklinik und Moorbad liegen im Tal des historischen Gesundbrunnens. Behandelt werden vorwiegend Krankheiten aus dem orthopädischen und rheumatologischen Spektrum.
Fontane wäre wohl über kurz oder lang bei seinen Wanderungen durch die Mark in Bad Freienwalde gelandet, aber die Familiengeschichte trieb ihn weitaus früher hierher. 1855 erwarb Vater Louis Henri das kleine Fachwerkhaus in Schiffmühle, rund zwei Kilometer vom Marktplatz entfernt. Bis zu seinem Tod 1867 war es der Lebensmittelpunkt des Vaters nach seinem unsteten Leben. 1867 gab es einen letzten Besuch des Dichters bei seinem Vater. Begraben ist Louis Henri Fontane auf dem Friedhof in Schiffmühle. In die Weltliteratur ging der Ort an der Wriezener Alten Oder durch Fontanes Beschreibung in seinen „Kinderjahren“ ein. Heute ist das idyllische Fachwerkhaus ein modern gestaltetes Museum, das Fontane und die Geschichte des Ortes Schiffmühle würdigt. Zu sehen sind nicht nur ein kleines Apothekenmuseum (Vater und Sohn waren Apotheker), allerlei Alltagsgegenstände, sondern auch eine Dokumentation, wie das historische Gebäude gerettet wurde. Haus und Garten laden ein, Brandenburgs berühmten Sohn und die Gegend besser kennen zu lernen. „Die Rettung der Welt verlangt ein tiefes Verständnis für die eigne Region“, erklärt der Tourismus-Fachmann Ben Schubert beim Rundgang. Er studierte Unternehmensmanagement an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und brachte neue Ideen ein. „Wichtig war, das Heimatmuseum in die Gegenwart zu holen“, bekräftigt er. Dem kleinen Enthusiasten-Team um ihn herum ist es zu verdanken, dass während der Öffnungszeiten Kaffee und Kuchen serviert werden und der große Garten mit Spielmöglichkeiten für Kinder und einem kleinen Bauerngarten zu einer Erlebnispause wird.
Wer Lust hat, kann auf den Spuren Fontanes wandern. Zudem gibt es rund um die Kurstadt mehrere gute ausgeschilderte Wanderwege. Der Ort bietet sich zugleich als Ausgangspunkt für längere Touren bis ins Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin an. Sehenswert ist Schloss Neuenhagen, das aus seinem Dornröschenschlag erweckt wurde und nun ein individuelles Hotel ist, das regelmäßig Kunstausstellungen veranstaltet. Einst war das Schloss Sitz der Uchtenhagens, eines der ältesten brandenburgischen Adelsgeschlechter. Fontane lobte die komfortable Unterkunft.
Nicht weit ist es von Bad Freienwalde nach Oderberg am nördlichen Rand des Oderbruchs (Kanuverleih für Touren auf der Alten Oder sowie Fahrgastschifffahrt) und zum Schiffshebewerk Niederfinow zu Europas größten Schiff-Fahrstühlen. 1934 eröffnet, bekommt das technische Meisterwerk, das Schiffe in einem Aufzug über 36 Meter vom Oder-Havel-Kanal in die Alte Oder hoch und runter befördert, gegenwärtig moderne Konkurrenz, die Platz für große Schiffe bietet. Der Neubau des Schiffshebewerks ist im finalen Probebetrieb. Von der Besuchergalerie des Schiffshebewerks kann man den Schiffs-Fahrstuhl beobachten oder einfach nur ins hügelige Land ringsum schauen.
www.bad-freienwalde.de
www.schloss-neuenhagen.de
www.schiffshebewerk-niederfinow.com